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Wann bekommt MV eigene Super-Recognizer?

Diese Polizisten erkennen eine Person unter Tausenden von Menschen

Schwerin / Lesedauer: 2 min

In fünf Fällen haben Super-Recognizer bei der Einheitsfeier gesuchte Personen aufgespürt. Über eigene Gesichtserkenner verfügt die Polizei in MV allerdings weiterhin nicht.
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Sie können sich Gesichter besonders gut einprägen und wiedererkennen: die so genannnten Super-Recognizer. Beim Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit in diesem Jahr in Schwerin setzte die Polizei ein Dutzend solch speziell geschulter Beamten ein. Mit Erfolg: Unter den mehr als 200.000 Besuchern wurden laut Innenministerium immerhin in fünf Fällen gesuchte Personen identifiziert.

Allerdings: Beim Thema Super-Recognizer ist die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern auf die Amtshilfe von anderen Länderpolizeien angewiesen. Weil es im Nordosten keine Gesichtserkenner bei der Polizei gibt, kamen auch die Beamten, die rund um den 3. Oktober in der Landeshauptstadt im Einsatz waren, aus anderen Bundesländern.

Große Menschenmenge nach Verdächtigen gescannt

Die Unterstützung durch Super-Recognizer anderer Polizeien habe es auch schon in der Vergangenheit bei Großereignissen in MV gegeben, sagt die Sprecherin des Innenministeriums, Marie Boywitt. Bei den Protokollveranstaltungen und Feierlichkeiten zum Einheitstag sollten die Beamten ebenfalls gesuchte Personen aufspüren. „Dazu scannten sie die große Menschenmenge nach bekannten Verdächtigen, wie etwa gesuchten Straftätern oder Personen, die ein Sicherheitsrisiko darstellen könnten“, so Boywitt. Unterschiedliche Zugangspunkte seien überwacht worden.

Durch „frühzeitiges Erkennen von potenziellen Verdächtigen“ hätten die Super-Recognizer dazu beigetragen, Straftaten oder andere Delikte zu verhindern, betont die Sprecherin. In welches Krimininalitätsfeld die erkannten Personen gehören, darüber macht sie jedoch mit dem Hinweis auf laufende Ermittlungen keine Angaben. „Weitere Maßnahmen in diesem Zusammenhang werden geprüft“, heißt es nur kurz.

Sechs Super-Recognizer kamen aus Rheinland-Pfalz

Allein sechs Super-Recognizer stellte bei der Einheitsfeier in Schwerin die Landespolizei Rheinland-Pfalz. Das Landeskriminalamt (LKA) verfüge über einen hauptamtlichen und mehrere nebenamtliche Gesichtserkenner, die bei einem Pilotprojekt des Polizeipräsidiums Koblenz rekrutiert worden seien, berichtet Pascal Widder vom LKA Rheinland-Pfalz. Da es sich nach aktuellem Stand der Wissenschaft um eine angeborene Fähigkeit handele, gebe es keine Ausbildung zum Super-Recognizer. Mit Hilfe von wissenschaftliche Tests könnten entsprechend befähigte Personen aber erkannt werden, so Widder.

Außer seiner Begabung, einen Menschen unter Tausenden von Personen wiederzukennen, sollte ein Super-Recognizer möglichst auch noch Entscheidungsfreude und analytisches Denken mitbringen, sagt Bintu Lond vom Polizeipräsidium Frankfurt am Main. Auch Polizeibeamte aus Hessen waren nach seinen Angaben bei den Einheitsfeierlichkeiten in MV als Super-Recognizer im Einsatz. Grundsätzlich würden die Gesichtserkenner in allen Ermittlungsverfahren und Einsatzlagen eingesetzt, in denen Lichtbilder und Videos eine Rolle spielten, so Lond.

Bund Deutscher Kriminalbeamter macht Druck

Wird vor dem Hintergrund des offenbar erfolgreichen Einsatzes bei der Einheitsfeier darüber nachgedacht, nun auch Super-Recognizer bei der Polizei in MV einzuführen? Die Antwort aus dem Innenministerium ist knapp: Bei der Landespolizei würden die Entwicklungen zu diesem Thema „weiter beobachtet“.

Eike Bone-Winkel, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, macht Druck. Er könnte sich Super-Recognizer in MV sehr gut vorstellen. Um gesuchte Personen zu finden, sollte bei den Ermittlungen auch diese Möglichkeit genutzt werden, erklärt Bone-Winkel. Sein Vorschlag: die Polizisten im Land in einem standardisierten Verfahren auf ihr Talent zur Gesichtserkennung zu testen.