Kriminalität Geheime Kommunikation entschlüsselt: Rheinland-pfälzische Ermittler auf der Spur von kriminellen Banden

Trier · Der Rauschgifthandel ist weiter das größte Geschäftsfeld im Bereich der Organisierten Kriminalität. Deren Protagonisten werden nach Erkenntnissen der Polizei immer brutaler.

Ein Zollbeamter steht im Juli 2022 neben einem Teil der zur bislang größten Einzelsicherstellung von Kokain in Bayern. Das wichtigste Betätigungsfeld krimineller Banden ist in Deutschland seit Jahren der Rauschgifthandel.

Ein Zollbeamter steht im Juli 2022 neben einem Teil der zur bislang größten Einzelsicherstellung von Kokain in Bayern. Das wichtigste Betätigungsfeld krimineller Banden ist in Deutschland seit Jahren der Rauschgifthandel.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Die Zahl der Ermittlungsverfahren gegen kriminelle Banden in Deutschland hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Das geht aus dem aktuellen Lagebild Organisierte Kriminalität (OK) des Bundeskriminalamts hervor. Hauptgrund für den Anstieg sind Informationen, die aus der 2020 entschlüsselten geheimen Kommunikation von Verbrechern über den Anbieter Encrochat stammen. Laut BKA wurden dadurch bundesweit insgesamt bereits mehr als 2250 Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Auch in Rheinland-Pfalz gab es etliche Verfahren, sagte Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer unserer Redaktion. Dabei handelte es sich laut Brauer ausschließlich um Rauschgiftdelikte. Die Täter seien teilweise auch schon verurteilt worden. Bundesweit geht es bei jedem zweiten OK-Verfahren um Drogenkriminalität.

Entgegen dem Bundestrend ist in Rheinland-Pfalz die Zahl der Ermittlungsverfahren gegen kriminelle Banden allerdings zuletzt leicht gesunken. Dennoch mahnt der Mainzer Innenminister Roger Lewentz (SPD): „Von der Organisierten Kriminalität geht auch in Rheinland-Pfalz weiter ein hohes Schadens- und Bedrohungspotenzial aus.“ Die Herstellung und der Handel mit Betäubungsmitteln seien nach wie vor die größten kriminellen Geschäftsfelder. Legale Unternehmensstrukturen würden mitunter genutzt, um praktisch alle Arten krimineller Aktivitäten zu erleichtern, unter anderem zur Geldwäsche, sagte Lewentz unserer Redaktion.

Der Innenminister betonte, dass die Organisierte Kriminalität ein Schwerpunkt in der Kriminalitätsbekämpfung sei. Dies steht allerdings auch in der Koalitionsvereinbarung der rheinland-pfälzischen Ampelregierung. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter hatte im vergangenen Jahr noch kritisiert, dass die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität „innerhalb der Organisation der rheinland-pfälzischen Polizei kaum noch Stellenwert“ habe.

Anders als 2021 taucht die Region Trier im aktuellen Lagebericht des Bundeskriminalamts nicht auf. Im vergangenen Jahr wurde unter der Überschrift Clankriminalität ein  von der Staatsanwaltschaft Trier ermittelter Fall aufgeführt, in dem es um das gewerbs- und bandenmäßige Einschleusen von Ausländern ging. Die kriminellen Mitglieder des Clans hätten ihre Interessen durch Bestechungen und Gewaltanwendungen durchgesetzt, hieß es seinerzeit.

Kein Einzelfall. Auch im aktuellen Lagebericht weisen die Ermittler darauf hin, dass OK-Gruppierungen  zunehmend drastischere Methoden anwendeten, um „Schuldner“ einzuschüchtern und sich gegenüber rivalisierenden Verbrecherbanden zu behaupten.

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