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Aktionstag

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen - Kriminalbeamte geben "keine Entwarnung"

Panorama / Lesedauer: 4 min

Jede dritte Frau ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer oder sexualisierter Gewalt betroffen. Der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen soll darauf aufmerksam machen und ein Zeichen setzen.
Veröffentlicht:25.11.2022, 05:00

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Ganz gleich, wo auf der Welt: Körperliche und seelische Verletzungen gehören für viele Frauen zum Alltag. Allein in Europa wurde laut einer EU-Studie aus dem Jahr 2014 jede dritte Frau irgendwann in ihrem Leben Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt. Weltweit sind es laut Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO (2017) sogar 35 Prozent der Frauen. Der UN-Aktionstag "Orange Day" - hierzulande unter der Bezeichnung "Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen" bekannt - will auf Missstände aufmerksam machen. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen sowie Hilfsangebote zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen.

Was ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen?

Die Vereinten Nationen widmen sich seit mehr als 20 Jahren auf internationaler Ebene dem Problem und der Beseitigung von Gewalt an Frauen. Die UN-Generalversammlung hat dazu im Dezember 1999 einen internationalen Aktionstag beschlossen. Das Datum geht auf die Ermordung der Schwestern Mirabel zurück. Die Frauen wurden am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst getötet. Die Schwestern hatten sich gegen den damaligen Diktator Rafael Trujillo zur Wehr gesetzt.

International ist der Aktionstag als "Orange Day" bekannt. Hierzulande trägt der die Bezeichnung "Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen". Die Aktion dauert bis zum 10. Dezember an und steht in Deutschland unter dem Motto "Stoppt Gewalt gegen Frauen".

Gewalt an Frauen - Wie ist die Lage in Deutschland?

Kurz vor dem Aktionstag am 25. November hat der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) das Lagebild des Bundeskriminalamts (BKA) zum Thema "Partnerschaftsgewalt" veröffentlicht. In mindestens 115.342 Fällen sind Frauen im Jahr 2021 Opfer von zum Teil schweren Gewalttaten durch ihre Partner oder Ex-Partner geworden. Das Dunkelfeld in diesem Bereich wird von den Beamten jedoch als enorm eingeschätzt.

Dramatisch hoch seien auch weiterhin die Zahlen der Tötungsdelikte an Frauen durch ihre Partner oder Ex-Partner. 113 Frauen wurden 2021 innerhalb oder nach Beziehungen getötet, in 369 registrierten Fällen versuchte ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten. "Wenngleich die Fallzahlen insgesamt leicht rückläufig sind, kann dennoch keine Entwarnung gegeben werden", lautet das Fazit des BDK. Marina Hackenbroch , stellvertretende Bundesvorsitzende des BDK, nannte die Zahlen ein "Armutszeugnis" für eine freiheitliche und gleichberechtigte Gesellschaft.

"Wir müssen anerkennen, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen durch Männer weiterhin fester Bestandteil unserer Gesellschaft ist. Diese Gewalt ist immer Ausdruck und Folge von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und patriarchalen Strukturen. Polizeiliche Maßnahmen können immer erst ansetzen, wenn es eigentlich schon zu spät ist.", so Hackenbroch weiter.

Doch nicht nur im Rahmen einer Partnerschaft sind Frauen gefährdet. Wie die Antidiskriminierungsstelle des Bundes im Oktober 2019 in einer Studie feststellt, hat jede elfte erwerbstätige Person in den vergangenen drei Jahren sexuelle Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz erlebt. Frauen sind hier doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Zu Gewalt gegen Frauen zählen aber auch digitale Gewalt, Stalking, Mobbing, Gewalt "im Namen der Ehre", Menschenhandel, Zwangsverheiratung und Genitalverstümmelung.

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen - Diese Aktionen sind geplant

In mehreren Städten in Deutschland sind spezielle Aktionstage, Infoveranstaltungen und Schulprojekte im Rahmen des "Orange Days 2022" geplant. Für den Kreis Ravensburg beispielsweise sind alle Informationen hier zu finden. Weltweit zeigen am 25. November zudem Menschen, Organisationen, Städte und auch Unternehmen durch die Farbe Orange ihre Solidarität und die Nulltolleranz gegen Gewalt an Frauen. An Gebäuden werden Flaggen gehisst, die Fassaden werden orange angestrahlt und Kommunen stellen orange Bänke auf, um auf den Aktionstag aufmerksam zu machen. Privat stellen einige Menschen orange Kerzen oder Lichter in den Fenstern auf.

Hilfe für Betroffene

Deutschlandweit bietet das Hilfetelefon unter der Nummer 08000/116016 ein Beratungsangebot für alle Frauen, die von Gewalt betroffen sind, aber auch Menschen aus dem sozialen Umfeld von betroffenen Frauen. Die Hilfskräfte sind an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr erreichbar und können auch per Chat oder Mail kontaktiert werden. Das kostenlose Angebot des Hilfetelefons ist in 18 Sprachen, in leichter Sprache und in Gebärdensprache verfügbar.

Die Hilfskräfte haben nicht nur ein offenes Ohr für Betroffene, sondern können auch Kontakt zu Unterstützungsangeboten vor Ort herstellen.