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Marokkanische Drogenmafia Sorge um Kronprinzessin Amalia – das verbirgt sich hinter der "Mocro"-Mafia

Die niederländische Kronprinzessin Amalia steht vor einer Kutsche
Die niederländische Kronprinzessin Amalia 
© hgm-press
Es gibt Sorgen um die Sicherheit der niederländischen Kronprinzessin Amalia. Nach Aussagen ihrer Eltern wird sie bedroht. Die 18-Jährige darf inzwischen nicht einmal mehr den Palast verlassen. Was hat es mit der sogenannten "Mocro-Mafia" auf sich?

Dieser Beitrag erschien zuerst bei RTL.de

Hat es die marokkanische Drogenmafia auf Kronprinzessin Amalia abgesehen? Offenbar ist die Sorge um die Sicherheit der niederländischen Thronfolgerin so groß, dass die 18-Jährige inzwischen nicht einmal mehr den Palast verlassen darf. Wer ist die sogenannte "Mocro-Mafia", die auch hinter dem Attentat auf den bekannten Kriminalreporter Peter de Vries stecken soll? Es ist eine Welt, in der ein Menschenleben nichts wert ist.

Sorge um Kronprinzessin Amalia – Erinnerung an Anschlag auf Reporter de Vries

"Mocro" ist ein Slang-Wort, das ursprünglich von einem marokkanischen Rapper als Kurzform für Marokko eingeführt und so populär wurde, sagt Thomas Mischke, Vorsitzender Bundespolizei/Zoll beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Er und sein Team bekämpfen die Kriminalität an der deutsch-niederländischen Grenze. "Jetzt bezeichnet das Wort Strukturen der organisierten Kriminalität, die überwiegend von Tätern mit einem marokkanischen Hintergrund begangen werden, die mittlerweile in den Niederlanden leben und meistens auch die niederländische Staatsangehörigkeit haben."

Im Gegensatz zu vielen anderen Mafia-Organisationen handele es sich bei der Mocro nicht um ein festes Netzwerk mit einem Kopf an der Spitze und einem klassischen Aufbau, erklärt Mischke. "Es gibt verschiedene Stränge, Strukturen und Gruppierungen, die sich mit allen Facetten der organisierten Kriminalität befassen. Das Hauptgeschäft ist der Drogenhandel, vor allem mit Kokain."

Täter greift den Reporter mitten in Amsterdam an

Der Anschlag auf den Reporter de Vries ist ein Paradebeispiel für das skrupellose Vorgehen der Gangster. Gegen 19:30 Uhr verlässt de Vries ein TV-Studio und macht sich auf den Weg zu seinem Auto. Da nähert sich ihm ein Mann, wie man auf Videoaufnahmen sieht – schmal, nicht sehr groß, er trägt eine Art Militärjacke mit Tarnmotiv. Mehrere Schüsse fallen: vier oder fünf, sagen Augenzeugen. De Vries fällt zu Boden, sein Kopf blutet heftig. Eine Frau rennt zu ihm, hält seine Hand, bis Polizei und Krankenwagen ankommen.

Der Täter läuft weg – im Joggingtempo, wie Zeugen aussagen. Ein paar Straßen weiter steigt er in ein silberfarbenes Auto, das offenbar auf ihn gewartet hatte. Die Polizei nimmt die Verfolgung auf. Etwa 60 Kilometer weiter, bei Leidschendam kurz vor Den Haag, stoppen die Beamten das Fluchtauto und nehmen die beiden Verdächtigen fest. Wie bei vielen vorherigen Mordfällen dürften die mutmaßlichen Täter nicht verraten, wer sie mit dem Attentat beauftragt hat. Das wichtigste Gesetz der Mocro-Mafia, so heißt es: "Wie praat, die gaat" – wer redet, geht.

Mafia-Anwalt warnte de Vries

Vito Shukrula ist Anwalt in den Niederlanden und vertritt Klienten, die man gemeinhin als Gangster bezeichnen würde. Er vertritt die Menschen, die durch die Arbeit von de Vries überhaupt erst vor einem Richter gelandet sind. Obwohl sich die beiden im Gericht oft auf unterschiedlichen Seiten gegenüberstehen, kennen und schätzen sie sich. Er habe den Reporter sogar noch vor der Gefahr der Mocro-Mafia gewarnt, wie Shukrula im Video verrät. Der brutale Bandenkrieg habe 2012 begonnen, erzählt er. Ausgelöst wurde er durch eine Kokain-Lieferung, die im Hafen von Antwerpen beschlagnahmt wurde. Mehrere Banden wären an dem Geschäft beteiligt gewesen und wussten nicht, was mit der Ware passiert war. Sie beschuldigten sich gegenseitig, die Drogen gestohlen zu haben. Die ersten Menschen starben. Bald ging es nicht mehr um das Kokain. "Es geht um Geld, Power, Rache und es hört nicht auf", sagt Shukrula.

Im Moment gebe es Verteilungskämpfe, weiß Mischke: "Die alte Generation tritt so langsam ab, wir erleben zunehmend junge Täter, die zwischen 17 und 23 Jahre alt sind und nichts zu verlieren haben. Die kommen aus den Randstädten, wohnen dort unter ungünstigen Familienverhältnissen und streben nach dem schnellen Geld, Ruhm und der Aufregung." Laut Shukrula gibt es viele von ihnen, die für 5.000 Euro oder eine gebrauchte Rolex einfach jemanden erschießen. Dabei ist es ihnen egal, wer das Opfer ist, wie der Fall de Vries zeigt. "Von jetzt an muss sich ein Journalist überlegen, ob es ihm wert ist, sein Leben zu riskieren, wenn er über die Mafia berichtet. Ist ein Artikel es wert, ermordet zu werden?" Dass der Journalist mitten in Amsterdam erschossen wurde, zeige vielleicht, dass die Täter nicht besonders intelligent seien. "Es zeigt aber auch, dass es ihnen egal ist, dass sie gefasst werden. Sie machen es einfach."

"Mocro"-Mafia hat Niederlande im Griff: Zustände wie in Kolumbien

Mittlerweile habe die organisierte Kriminalität in den Niederlanden besorgniserregende Züge angenommen, sagt Shukrula. "Gestern habe ich mit jemanden telefoniert, der mir gesagt hat, dass Peter angeschossen wurde. Ich sagte zu ihm: Jetzt leben wir offiziell in Kolumbien. Es ist exakt das Gleiche. Journalisten werden angeschossen, Nachrichtensender werden bombardiert, Anwälte getötet – sag mir: Wo ist der Unterschied zwischen Kolumbien und den Niederlanden, außer dass wir Fahrrad fahren?", fragt der Anwalt.

key, RTL.de

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