Artikel: G20-Fahndung - Wie hilflos ist die Polizei?

22.12.2017

Ist die öffentliche Fahndung nach über 100 mutmaßlichen G20-Randalierern angemessen?
Artikel: G20-Fahndung - Wie hilflos ist die Polizei?

Die Polizei meldet erste Erfolge – 96 Hinweise sind eingegangen, ein 29-jähriger Mann stellte sich selbst, eine 24-jährige Hamburgerin wurde identifiziert –, doch die Methode bleibt umstritten. Als "massenhaft einzusetzende Standardmaßnahme für die Strafverfolgung" sei die Veröffentlichung von Fotos und Videos im Internetzeitalter nicht angemessen, kritisiert Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Casper. Doch Jan Reinecke vom Bund Deutscher Kriminalbeamter gibt seinen Kollegen Rückendeckung: Jeder, der die Fahndungsmethode anzweifle, stelle den Rechtsstaat infrage, sagt er, schließlich sei jedes veröffentlichte Bild durch einen richterlichen Beschluss abgesegnet. Doch wirkt die Polizei mit ihrem Aufruf zur Mithilfe nicht ziemlich machtlos, überfordert gar? Und ist dieses Bild vor dem Hintergrund der ständigen Wehklagen über zu wenig Personal gewollt? Davon will Reinecke nichts hören. "Die Polizei will sich nicht profilieren oder von eigenen Fehlern ablenken." Die öffentliche Fahndung sei schon "Ultima Ratio", man habe eben "keine anderen Beweismittel zur Verfügung, nur Fotos und Videos. Keine Fingerabdrücke, keine DNA, keine Zeugenaussagen." Öffentliche Fahndungen gebe es ohnehin oft, ungewöhnlich sei nur die Dimension. "Dabei machen die über 100 gesuchten Verdächtigen womöglich nur einen Bruchteil der Tausenden mutmaßlichen Straftäter aus", so Reinecke. An der Überforderung sei aber schon etwas dran: "In vielen Dienststellen stapeln sich die Akten zu anderen Fällen, die wir wegen der G20-Ermittlungen aufschieben müssen. Bei uns herrscht eine Mangelverwaltung."

Link zum Beitrag:

http://www.zeit.de/hamburg/2017-12/elbvertiefung-21-12-2017

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