BDK BW vor Ort - Nachgeholte Amtseinführung der ersten Polizeirabbiner in Deutschland

24.08.2021

23. August 2021, Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg
BDK BW vor Ort - Nachgeholte Amtseinführung der ersten Polizeirabbiner in Deutschland

Es ist in den letzten Monaten Corona-bedingt sehr ruhig geworden in der Rubrik „BDK BW vor Ort“, umso schöner war es, dass die Amtseinführung der ersten Polizeirabbiner in Deutschland am 23. August 2021 auf der Tagesordnung für den Landesvorsitzenden Steffen Mayer stand. Eine würdige Veranstaltung im Innenministerium – noch mit viel Abstand, ein paar Einschränkungen, wie lediglich einem kleinen Musikertrio des Landespolizeiorchesters, aber wieder mit der Möglichkeit zur persönlichen Begegnung.

Neben Israel selbst gab es Polizeirabbiner vor 2021 nur noch in den USA – und seit Jahresbeginn gibt es sie auch in Baden-Württemberg. So recherchierten die Stuttgarter Nachrichten für einen Artikel Ende 2020, das war selbst Detlef Kauschke, dem Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen Zeitung neu. Er stieß darauf in der Vorbereitung, betonte dies aber umso mehr als beachtliche Tatsache.

Es ist in der Tat ein wegweisender Schritt, den Innenminister Thomas Strobl (CDU) gegangen ist. Er könne gerne als Vorbild dienen, da waren sich die Teilnehmenden und Redner einig. Im Übrigen hat die Bundeswehr jüngst einen Militärbundesrabbiner eingestellt, vielleicht bereits ein Impuls aus Baden-Württemberg?

BW_20210823_Polizeirabbiner_2_BDKBW.jpg
Die beiden Polizeirabbiner bei der Übergabe der "Polizei-Dienstmütze" durch Innenminister Thomas Strobl (mitte), links Rabbi Trebnik und rechts Rabbi Flomenmann

Aufschlussreich war dann auch die Darstellung und Interpretation seiner Aufgabe durch den badischen Landesrabbiner Moshe Flomenmann selbst. Als Überschrift mag man politische Bildung wählen, aber das greift zu kurz. Jüdisches Leben Heute, in Deutschland, soll erklärt und sichtbar, ja erlebbar gemacht werden – dabei könne man natürlich viele Informationen googeln, es gehe ihm aber darum, mit dem Herzen auch Emotionen zu vermitteln. Rabbiner Shneur Trebnik aus Ulm schilderte an kleinen Beispielen wie vielfältig Anfragen aus dem Polizeikreis sein können. Jedenfalls bestätigten beide, dass das Interesse in der Polizei außerordentlich groß ist. Ein Vorteil einer nachgeholten Amtseinführung, man darf und kann schon ein kleines, dafür sehr positives, Zwischenfazit ziehen.

Gemeinsam waren sich alle Teilnehmenden einig, dass die Bekämpfung des Antisemitismus eine wichtige Aufgabe aller bleibt. Innenminister Strobl betonte dabei, dass man hinschauen und hinhören muss – und schließlich sei auch Handeln erforderlich. „Wehret den Anfängen“, wählte er hierzu als Redewendung aus.

Landespolizeidekan Bernhard Metz stellte im Rahmen der Podiumsdiskussion dar, dass die Aufgaben der evangelischen und katholischen Seelsorger etwas anders sind. Neben dem Thema Berufsethik sei es die konkrete Betreuung der Kolleginnen und Kollegen in und außerhalb von Einsätzen – natürlich würden auch sie vereinzelt Fragen zum Christentum beantworten, aber das wäre kein Arbeitsschwerpunkt.

Für den BDK Baden-Württemberg ist die Beschäftigung von zwei Polizeirabbinern ein richtiger und guter Schritt zur Stärkung der interkulturellen Kompetenz. Konsequenterweise wäre die Einbindung eines Imams oder jedenfalls eines Vertreters des islamischen Glaubens mit ähnlichen Aufgaben der nächste richtige Schritt. Ein Gedanke, der nicht erst beim Besuch der aktuellen IM-Ausstellung der Stiftung Weltethos beim Schreiber dieser Zeilen entstanden ist.

 

 

Externe Links: