BDK - Fachseminar Islamismus in Schloss Wendgräben

05.10.2008

In "alter" Tradition veranstaltete der Landesverband Sachsen-Anhalt vom 08.08. - 10.09.2008 sein jährliches Fachseminar in den Räumlichkeiten des Bildungszentrums Schloss Wendgräben der Konrad-Adenauer-Stiftung. Nach Themen der vergangenen Jahre, wie forensische Medizin, Jugendkriminalität und Rechtsradikalismus, wandten wir uns in diesem Jahr dem Islamismus zu.

Nach der Begrüßung durch den Seminarleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung und einleitenden Worten durch unseren Landesvorsitzenden Hanno Schulz kamen wir sofort zur Sache.

Zu Beginn des Seminars führte uns der Referent Michael Bertling -  der gleichzeitig Polizeipfarrer in der  Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost ist -  in die Wurzeln des Islam ein.

Ganz zu Beginn des Vortrages kam schon die Kompliziertheit der Materie zum Ausdruck. Auf die Frage: "Bezeichnet man den  Anhänger des Islamismus nun als Islamist, Muslime/Moslem oder Mohammedaner?" gab es bereits eine rege Diskussion. Die Antwort lautete dann auch salomonisch, dass alles möglich wäre, aber der Terminus "Muslime" der korrekteste ist. Zu mal der Begriff Islamist in der Öffentlichkeit zum Teil negativ belegt ist.

Ausführlich wurden uns die Schwerpunkte und Inhalte des Korans erläutert. Ein Großteil der Seminarteilnehmer war erstaunt, wie deutlich auch schon im Koran der "heilige Krieg" gegen Andersgläubige proklamiert wird.

Tapfer kämpften wir uns durch Definitionen, wie Koran, Sharia, Sunna, Umma, Hadith und anderer Begriffe, wobei der Referent mit seinem tiefen Fachwissen nicht müde wurde, unsere vielen Fragen zu beantworten. Erklärt wurde uns z.B. auch der Unterschied zwischen Sunnieten und Schiiten.

Besonders interessant waren die Ausführungen zur Geschichte des Islamismus über die Jahrhunderte. Als wir im 21. Jahrhundert angekommen waren, machten wir eine Pause.

Nach der Pause erfuhren wir Wissenswertes über die fünf Säulen des Islam, dem Glaubensbekenntnis, dem Pflichtgebet, der Pflichtabgabe, dem Fasten und der Wallfahrt nach Mekka.

Nach der Mittagspause, die aus einem  schmackhaftes Essen und einem gemeinsamen Waldspazierganges bestand, widmeten wir uns dem Thema: "Morgenland und Abendland - Zwei Welten?". Auch hier war der Referent Polizeipfarrer Bertling, der uns fachkundig in die Welt von Okzident und Orient einführte.

Uns wurde bei den Ausführungen, besonders bei der Analyse der Geschichte des christlichen Kulturkreises, schmerzlich bewusst, dass die Formel Abendland gleich gut und Morgenland gleich schlecht, so nicht aufgeht.

Zum Abschluss der Ausführungen wurde uns noch einmal deutlich bewusst, dass es nur eine Welt gibt, in der wir nur miteinander leben können und müssen.

Nach der Kaffeepause referierte Claudia Dantschke (ZKD Gesellschaft Demokratische Kultur gGmbH) über islamische Gruppen in der deutschen Gesellschaft. Die Fülle der vorgestellten Strömungen - auch in Deutschland - wurde durch uns aufgenommen, aber konnte im Einzelnen nicht im Gehirn gespeichert werden.

Nach dem Abendessen führten Frau Dantschke und Herr Wagner das Thema (Rechtsextremismus und Islamismus, Antimaterialistische Einheit gegen den "freien Westen") in lockerer Form fort.

Danach klang der der Abend, dank der Gastfreundschaft der Konrad-Adenauer-Stiftung, gemütlich aus.

Nach dem Frühstück ging es am zweiten Tag weiter mit einem Seminar unter dem Thema Gewaltbereiter Islamismus, legalisierter Islamismus - nationale Form  vs. Panislamismus und ihre Ausweitung auf Ostdeutschland. Nach Erklärungen und Definitionen zum Islamismus durch die Referentin Frau Dantschke wurden uns Strategien und Konzepte des "islamistischen Gesellschaftssystem" vorgestellt. 

Einprägend war für uns die Formel "Islam kommt ohne Islamismus aus, aber der Islamismus nicht ohne Islam." An Hand von kurzen Filmausschnitten wurde uns das Wesen des Islamismus deutlich gemacht und wurde auch deutlicher. In der letzte halbe Stunde wurde nochmals heftig über Liberalisierung, Religionsfreiheit und Toleranz in Bezug zum Islam diskutiert.

Anschließend referierte Frau Christiane Müller vom Landeskriminalamt Sachsen über den Umgang mit Personen aus dem islamisch geprägten Kulturkreis in der Polizei. Schon zu Beginn ihrer Ausführungen machte sie uns deutlich, dass es im Umgang mit dem islamistisch geprägten Kulturkreis darum geht, Täter zu verhindern und nicht erst die Taten.

Neben den Vorstellungen von unterschiedlichen Präventionsprojekten bildete der Umgang der Polizei mit den hier aufhältigen Menschen aus dem islamisch geprägten Kulturkreis den Schwerpunkt der Darstellung.

Nach der Mittagspause erfolgte ein weiterer, wenn nicht der Höhepunkt unseres Seminars. Unser Seminarleiter begrüßte Frau Serap Cileli, die der breiten Öffentlichkeit durch ihr aufrechtes Auftreten im Kampf gegen den Islamismus bekannt wurde. Zu  Beginn ihres Vortrages skizzierte sie die Situation in Deutschland in Bezug auf das Verhältnis von Menschen mit islamischer Prägung und unserer Gesellschaft. Frau Cileli bewertete die weitere Entwicklung der Migration von Muslime in Deutschland eher negativ.  Schlagworte, wie schleichende Islamisierung der Gesellschaft und Schattengesellschaft wurden durch sie polemisiert.

Schwerpunkt ihres Vortrages bildete die Rolle der Frau im Islam. Sie schilderte eindrucksvoll die Situation der Frau in einer islamisch geprägten Welt. An Hand von Fallbeispielen wurde patriarchische Gewalt dargestellt.

Zum Abschluss dieses Themas richtete Frau Cileli einen Appell zur Erziehungs- und Bildungspolitik der Kinder aus dem islamisch geprägten Kulturkreis und begründete ein eindeutiges "Kopftuchverbot" in amtlichen Stellen, wobei sie dabei auch den Kindergarten einbezog.  Erziehung und Bildung stehen vor der Religionsfreiheit.

Frau Cileli wurde mit viel Beifall aus unserer Runde entlassen. Die Beantwortung noch ausstehender Fragen wurde auf den Abend verschoben

In einer öffentlichen Veranstaltung mit viel Resonanz am Abend - organisiert durch den BDK und die Konrad-Adenauer-Stiftung - dokumentierte Frau Serap Cileli ihr großes Engagement gegen Zwangsehe und Ehrenmord. Grundlage bildete dabei Ausführungen aus ihrem Buch "Wir sind eure Töchter, nicht eure Ehre". Viele Zuhörer waren erschrocken, welche physischen und psychischen Grausamkeiten inmitten unserer Gesellschaft täglich begangen werden.

Am dritten letzten Tag wendeten wir uns dem Thema: "Dialog mit dem Islam. Möglichkeiten und Grenzen der politischen Integration in Deutschland". Gastreferent war Herr Michael Krebs von der Malereimedizinmusik GmbH & Co.KG. Uns wurde das Projekt "instruments of peace" vorgestellt, bei dem junge Menschen mit jüdischen und muslimischen Hintergrund gemeinsam klassische Musik darbieten. Der Referent musste leider darstellen, dass die Resonanz unter den Muslimen gering war.

Weiterhin wurde die Arbeit des Arbeitskreises "Hand in Hand" vorgestellt, bei dem die Jugendarbeit in Vordergrund steht. Zum Beispiel wurden in Israel Schulen gegründet, in denen israelische und palestinänsische Kinder zweisprachig erzogen werden.

Abschließend  stellte der Referent das Projekt "PACT in Deutschland" vor, das seinen Schwerpunkt vorrangig in der Verbesserung der Bildungschancen für Kinder mit Migrationshintergrund sieht.

In unserem Abschlussgespräch wurde einhellig festgestellt, dass es ein gelungenes Fachseminar war, die Referenten auf hohem Niveau ausführten und wir viel Fachwissen mit nach Hause nehmen, um es in der täglichen Polizeipraxis anzuwenden.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen wurde noch ein Gruppenfoto geschossen. Dann machten wir uns zufrieden auf den Heimweg.

 

Norbert Postler