Der Beisitzer für Schwerbehindertenangelegenheiten stellt sich vor....

04.10.2021

Kriminalpolizei

Am Landesdelegiertentag des BDK MV vom 10. September 2021 habe ich mich wieder in den Landesvorstand als Beisitzer für Schwerbehindertenangelegenheiten wählen lassen. Für das Vertrauen in diese Aufgabe möchte ich mich zunächst erst einmal bei unseren Mitstreiter*innen bedanken.

Ich selbst bin seit 2010 nach einer schweren Erkrankung schwerbehindert und konnte mich im Laufe der Zeit wieder in meinen geliebten Beruf zurück kämpfen. Seit 1991 im Polizeidienst und nach gut 17 Jahren im Kriminalkommissariat Neubrandenburg, bin ich seit 2013 im Landeskriminalamt tätig und habe mich hier im Bereich der Mobilfunkforensik und Krypto-Analyse in ein bis dato für mich komplett neues Aufgabengebiet eingearbeitet. So bin ich der Kriminalpolizei mit meinen Erfahrungen erhalten geblieben.

Innerhalb der Landespolizei bin ich als stellvertretende Vertrauensperson in der Hauptschwerbehindertenvertretung sowie als stellvertretende Vertrauensperson im LKA MV tätig.

Dass ich Ihnen meinen Werdegang so kurz beschrieben habe, geschah nicht ohne Grund. Auch in der Landespolizei sind viele Schwerbehinderte und denen gleichgestellte beschäftigt.

Regelmäßig werden für den öffentlichen Dienst Stellen ausgeschrieben, auf denen sich insbesondere auch schwerbehinderte Menschen bewerben können. Bei gleicher Eignung sind diese bevorzugt einzustellen.

Jeder Mensch, der sich als Beamt*in in den Polizeidienst bewirbt, muss kerngesund sein. Die meisten von uns werden auch nach vielen Dienstjahren gesund in den verdienten Ruhestand entlassen. Präventive Angebote, wie Dienstsport, Psychologe, Seelsorge, ärztliche Reihenvorsorgeuntersuchung und Rehabilitation sollen dabei helfen. Die eigenverantwortliche Gesunderhaltung durch Ernährung, Freizeitgestaltung etc. möchte ich dabei nicht unerwähnt lassen.

Trotzdem erkranken viele von unseren Kolleg*innen so, dass sie vielleicht körperlich oder geistig den gewohnten Aufgaben nicht mehr gewachsen sind. Die Liste an möglichen Erkrankungen ist vielfältig. Eine anerkannte Schwerbehinderung ist in vielen Fällen die Folge. Die Betroffenen, ob Angestellte oder Beamte, dann mit ihrer Schwerbehinderung allein zu lassen, würde neben der vertrauten Kollegin oder dem vertrauten Kollegen auch den Verlust von jahrelangen Berufserfahrungen und speziellen Kenntnissen bedeuten.

Also liegt es doch nahe, diesen Betroffenen Alternativen zu Vorruhestand, Kündigung, Teilzeit oder „Abstellposten“ innerhalb der Polizei zu geben.

Gesetze, Verordnungen und Richtlinien sollen den Rahmen im Umgang mit Schwerbehinderten (oder diesen gleichgestellten) abstecken. Diese sind durch alle Beteiligten einzuhalten. Darüber wachen unter anderem die Schwerbehindertenvertretungen in den jeweiligen Dienststellen.

Wie sieht´s aber mit der Akzeptanz in den Köpfen unserer Vorgesetzten und Kolleg*innen aus? Bedeutet Schwerbehinderung das berühmte Ende der Karriere? Denn, wer braucht schon ein lahmes Pferd im Stall? Warum sollen schwerbehinderte Beamt*innen bei geringerer Leistung weiterhin von Beurteilungen profitieren? Und sollte diesen dann Beförderungen versagt bleiben? Hilft hier allein das Schwerbehindertenrecht?

Akzeptanz ist entscheidend, den schwerbehinderten Kolleg*innen den Raum und die Unterstützung zu geben, die sie zur Bewältigung ihrer Arbeit aber auch zur Bewältigung ihrer Krankheit benötigen. Die vermeintliche Bevorzugung aufgrund der Schwerbehinderung ist eine solche nicht. Sie ist im besten Fall der Zustand von Fairness und Chancengleichheit.

Noch einmal zurück zu meinem Werdegang:

In meinem neuen Aufgabengebiet fühle ich mich sauwohl, dank meiner Kolleg*innen und Vorgesetzten, die mir vertrauen, mir gegenüber Verständnis zeigen und mir stets das Gefühl vermitteln dass ich dazu gehöre. Alle Mittel zur Weiterbildung und zur persönlichen Selbstverwirklichung stehen auch mir zur Verfügung. Meine Schwerbehinderung belastet mich bei meiner anspruchsvollen Arbeit nicht!

Das gleiche wünsche ich mir für alle, denen das Schicksal gesundheitlich einen Streich spielt oder gespielt hat.

Der Abbau von Vorurteilen, die Schaffung von Akzeptanz und die Unterstützung der Betroffenen in ihrem Berufsleben, insbesondere Chancengleichheit und Barrierefreiheit sind meine erklärten Ziele.

André Borchardt