Charité-Untersuchung: Krebsgefahr durch erhöhte Antimonwerte im Blut von Polizisten

18.05.2016

Recherchen des rbb Politik-Magazins KLARTEXT liefern neue Erkenntnisse im sogenannten „Schießstandskandal“ der Berliner Polizei. 43 der 45 Polizisten zeigten einer Blutuntersuchung zufolge einen bedenklich erhöhten Antimonwert im Blut. Prof. Witt von der Charité sieht "zweifelsfrei ... einen Zusammenhang zwischen den hohen Antimonwerten und dem Schießpulver“.
Charité-Untersuchung: Krebsgefahr durch erhöhte Antimonwerte im Blut von Polizisten

Recherchen des rbb Politik-Magazins KLARTEXT liefern neue Erkenntnisse im sogenannten „Schießstandskandal“ der Berliner Polizei. Nach dem Klartext-Bericht im Oktober über die offenbar gesundheitsgefährdenden Belastungen in den Schießständen der Polizei hatten sich in den vergangenen Tagen 45 Schießtrainer und SEK-Beamte in der Charité testen lassen.

43 der 45 Polizisten zeigten einer Blutuntersuchung zufolge einen bedenklich erhöhten Antimonwert im Blut, einige sogar bis zum Vierfachen des zulässigen Grenzwertes. Das bestätigt der Pneumologe Prof. Christian Witt von der Charité Berlin dem rbb. Mit einem solchen Ergebnis hätte er nicht gerechnet. Witt sieht akuten Handlungsbedarf durch die Politik.

Seiner Meinung nach wäre es fahrlässig gewesen, nicht schon früher gehandelt zu haben, da bereits zuvor Gutachten hohe Antimonwerte im Sand der Schieß-stände festgestellt haben. Nun sei höchste Eile geboten. „Zweifelsfrei sehe ich hier einen Zusammenhang zwischen den hohen Antimonwerten und dem Schießpulver“, sagte Prof. Witt dem Politikmagazin.

Antimon gilt als hoch toxisches Gift und wird von der Weltgesundheits-organisation (WHO) seit 2003 als krebserregend eingestuft. Klartext fand heraus, dass sich Antimon jahrelang in der Munition befand und durch das Schießen freigesetzt wurde. Die Schützen atmeten das Gift ein, weil die Lüftungsanlagen der Schießanlagen zum großen Teil nicht ordnungsgemäß funktionierten und der Pulverdampf auf diese Weise zum Schützen zurückgeführt wurde. 

Prof. Christian Witt fordert weitere wissenschaftliche Studien, um das Krankheitsbild bei den Betroffenen genauer aufzuklären. Hinsichtlich seiner Wirkung wäre die Belastung durch Antimon mit den Belastungen durch Asbest vergleichbar.

Innensenator Frank Henkel hatte nach der ersten Veröffentlichung von KLARTEXT die Innenrevision der Polizei aktiviert. Jetzt ermittelt zusätzlich auch eine externe Kommission und die Staatsanwaltschaft. Im Umweltdezernat des Landeskriminalamtes ist eine Sonderkommission eingerichtet worden.

Mehr dazu in KLARTEXT am 18.5.2016 um 22.15 Uhr im rbb-Fernsehen.

 

 


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