Clankriminalität in Brandenburg: Weckruf für entschiedenes Handeln und gemeinsame Strategien

02.01.2024

Die Fachveranstaltung zur Clankriminalität in Brandenburg: Expertenanalysen, Herausforderungen und gemeinsame Strategien für eine proaktive Bekämpfung.
Clankriminalität in Brandenburg: Weckruf für entschiedenes Handeln und gemeinsame Strategien
Uwe Madel

Am 07. Dezember richteten wir die Fachveranstaltung zum Thema Clankriminalität in Brandenburg aus. Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Bundesländern kamen zusammen um sich fachlich und persönlich auszutauschen und den renommierten Referenten zuzuhören. Als Referenten begrüßten wir Oliver Huth vom LKA NRW sowie Torsten Schmortte von der Sächsischen Polizeihochschule, die uns mit ihrem erfahrenen Blick in einige der spektakulären Fälle der vergangenen Jahre eintauchen ließen und uns an ihrer kriminalistischen Expertise teilnehmen ließen.

Fachveranstaltung Clankriminalität

Oliver Huth eröffnete die Veranstaltung. Sein Vortrag enthüllte die bedenkliche Präsenz der kalabrischen Mafia-Organisation 'Ndrangheta. Oliver Huth leitete die Ermittlungskommission „EUREKA“ in Deutschland. Er erklärte, dass der Wirtschaftsstandort NRW und seine strategische Bedeutung ihn nicht nur zu einem attraktiven Rückzugsgebiet machen, sondern auch zu einem Investitionsziel für diese mächtige kriminelle Vereinigung geworden ist. Aber nicht nur dort, sondern überall in Deutschland könne man Mitgliedern der 'Ndrangheta begegnen. Oliver Huth fragte das Publikum „Wer von Ihnen hat schonmal eine Kugel Eis gegessen?“ Das gesamte Publikum hob den Arm „Und wissen Sie, woran Sie erkennen, ob der Eisverkäufer ein Mitglied der 'Ndrangheta gewesen ist?“ Die Antwort darauf gab Oliver Huth am Ende seines Vortrags. „Sie können es nicht erkennen“ war die ernüchternde Antwort. Dieses bildhafte Beispiel verdeutlichte die Schwierigkeit, kriminelle Strukturen zu erkennen, die scheinbar so gut in unser System integriert und womöglich der freundliche Eisverkäufer von nebenan sind. Das Bestreben solcher OK-Strukturen, möglichst nicht entdeckt zu werden und ihr kriminelles Wesen inmitten der Gesellschaft zu entfalten, macht es der Polizei schwer die Beweisketten zu erkennen und zielgerichtet dagegen vorzugehen.

Fachveranstaltung Clankriminalität

Torsten Schmortte schilderte seine Ermittlungen zum Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden. Er leitete einen Abschnitt der Sonderkommission "Epaulette". Die Akribie der SOKO Epaulette führte dazu, Teile der Beute zurückzugewinnen. Besonders interessant war, wie die Spur der Täter zu Berliner Clanstrukturen führte, von wo aus der Überfall gestartet wurde. Ein spektakulärer Deal ermöglichte schließlich die Rückführung eines Teils der gestohlenen Kunstwerke.

Fachveranstaltung Clankriminalität

Die Frage, ob auch Brandenburg von Clankriminalität betroffen ist, zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. Die beiden vorgetragenen Fälle verdeutlichten, dass kriminelle Clans keine Landesgrenzen kennen. Bereits jetzt ist zu erkennen, wie Familienmitglieder aus kriminellen Clans Immobilien und Grundstücke in Brandenburg erwerben.

In Anbetracht der Erkenntnisse und Diskussionen auf unserer Fachveranstaltung ist es unumgänglich, den Blick auf die Situation in Brandenburg zu lenken. Die Frage, ob auch Brandenburg von Clankriminalität betroffen ist, kann nicht länger ignoriert werden.

Die bereits vorhandenen Anzeichen und Fälle, in denen Mitglieder krimineller Clans Immobilien und Grundstücke in Brandenburg erworben haben, sind alarmierend. Es ist offensichtlich, dass die organisierte Kriminalität versucht, sich in unserer Gesellschaft zu integrieren und ihre kriminellen Machenschaften im Verborgenen zu entfalten. Diese Entwicklung erfordert eine proaktive Herangehensweise und die Entwicklung effektiver Strategien zur Bekämpfung von Clankriminalität in Brandenburg.

Der Konsens, der sich auf unserer Veranstaltung herauskristallisiert hat, betont die Dringlichkeit, gegen Clankriminalität vorzugehen, ohne sich von Ängsten vor möglicher Stigmatisierung lähmen zu lassen. Es ist unerlässlich, dass die öffentliche Hand, die Strafverfolgungsbehörden und die Zivilgesellschaft gemeinsam handeln, um dieser Bedrohung effektiv entgegenzutreten. Die Entwicklung präventiver Maßnahmen, die Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern und die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Gefahren von Clankriminalität sind Schlüsselfaktoren in diesem Kampf.

Es gilt, frühzeitig präventive und repressive Maßnahmen zu entwickeln, um die Ausbreitung krimineller Strukturen einzudämmen und die Sicherheit in Brandenburg zu gewährleisten. Der „Clan-Marker“ bei der Erfassung von Straftaten mit Bezug zur Clankriminalität ist dabei ein erster wichtiger Schritt.
Es ist wichtig zu betonen, dass das Ziel nicht nur darin besteht, Straftäter zu verfolgen, sondern auch präventiv tätig zu werden, um potenzielle Mitglieder krimineller Clans von einem Weg in die Illegalität abzuhalten. Dabei muss sich der Blick auch auf die Schulen richten.

Der Weg zur Bekämpfung von Clankriminalität erfordert eine umfassende, koordinierte und resolute Vorgehensweise. Die Erkenntnisse aus unserer Fachveranstaltung dienen als Weckruf, um die Herausforderungen anzuerkennen und gemeinsam konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Nur durch entschiedenes Handeln können wir verhindern, dass kriminelle Clans in Brandenburg Fuß fassen und unsere Gesellschaft destabilisieren.