Die italienische Organisierte Kriminalität – ein Thema für MV?

30.06.2017

Vor einigen Tagen konnte man in der „Ostseezeitung“ einen Artikel über die Ausbreitung der italienischen Mafia nach Deutschland lesen.
Die italienische Organisierte Kriminalität – ein Thema für MV?

Leider bezogen sich die abgedruckten Inhalte auf relativ weit zurückliegende Ereignisse und enthielten aus unserer Sicht keine besonderen Überraschungen. Die Auftragsmorde von Duisburg sind hinlänglich bekannt, genauso verhält es sich mit der Infiltration von Wirtschafts- und Unternehmerzweigen in Nord- und Mitteleuropa. Italienische Behörden werden zitiert, die von einer „stabilen Präsenz“ der Mafia-Clans in der Bundesrepublik sprechen. Doch diese Erkenntnisse sind bereits jahrzehntelang bekannt und beziehen sich selbstverständlich nicht nur auf die kalabrische „’Ndrangheta“, sondern auch auf mafiose Organisationen wie die „Cosa Nostra“, die „Stidde“, die „Camorra“ oder die „Sacra Corona Unita“.

Das offizielle, halb-offizielle und illegale Treiben (nicht nur) italienischer Mafia-Gruppierungen verwundert zumindest viele Ermittler in Deutschland nicht. Nicht zuletzt das föderale System, Personalmangel, unzureichende gesetzliche Grundlagen für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität (OK) und die überwiegende Ausrichtung auf die Verhinderung und Aufdeckung des illegalen Drogenhandels führen dazu, dass die tatsächlichen Auswirkungen und der Umfang der Aktivitäten von Mafia-Clans auch heute immer noch gröblichst unterschätzt werden.

Innerhalb vieler Polizeien ist die Bekämpfungsstrategie noch weniger schwer herzuleiten. Auch ein Verfahren der OK erwähnt in der Polizeilichen Kriminalstatistik gegebenenfalls nur einen Fall, und die Ermittlungen erstrecken sich über mehrere Jahre. Organisierte Kriminalität ist für die Bevölkerung und Wähler in der Regel kaum oder gar nicht zu bemerken, hier drückt der Schuh besonders bei den Delikten der Alltags- und Massenkriminalität. Kaum ein politisch oder polizeilich Verantwortlicher setzt sich ausreichend für eine notwendige und effektive OK-Bekämpfung ein, wo der Diebstahl, die Körperverletzung oder die Beleidigung für ausreichend Unmut bei den Opfern sorgen, aktuell ist ja auch noch der Terrorismus – völlig zurecht – ein wesentlicher Aspekt der Verbrechensbekämpfung.

Die Organisierte Kriminalität wird nicht unbegründet als Weiße-Kragen-Kriminalität bezeichnet. Sie ist fast unsichtbar und schadet vordergründig niemandem. Doch die verursachten Schäden sind enorm und belasten letztendlich den Steuerzahler.

Mecklenburg-Vorpommern übt sich nach unserer Auffassung dennoch weiter in der Vogel-Strauß-Taktik oder Drei-Affen-Strategie. Wir sehen nichts, hören nichts und damit gibt es auch nichts zu bereden. 1992 wurden die ersten Hinweise auf Geldwäsche durch italienische Täter untersucht und als Straftaten erkannt. Heute, nach 25 Jahren, geht das Treiben der italienischen OK munter weiter. Lediglich die Strafverfolgung kümmert sich aus den geschilderten Gründen um andere Delikte, während interessierte italienische Staatsanwälte längst in den Ruhestand getreten sind.

Wir wollen mit unserem Beitrag warnen vor der dauerhaften Unterschätzung der Organisierten Kriminalität und seiner destabilisierenden Auswirkung auf den legalen Wirtschaftskreislauf und gleichzeitig belegen, dass ein tatsächlicher und großer Personalmangel in unserer Landespolizei herrscht.

Ostseezeitung