Ein weiterer Grund für eine spezialisierte und wissenschaftliche Kripo-Ausbildung

27.07.2017

Eine dpa-Meldung vom 25. Juli 2017 beschreibt die Untersuchung einer US-Expertenkommission zu Fehlern von Strafverfolgern und Zeugen bei der Identifizierung von Tatverdächtigen und damit im Zusammenhang stehender Wahrnehmungs- und anderer Fehler.
Ein weiterer Grund für eine spezialisierte und wissenschaftliche Kripo-Ausbildung

Die Untersuchungen der Fachleute in Strafverfahren innerhalb der USA belegten, dass sich Zeugen und Opfer häufiger bei der Wiedererkennung von Verdächtigen oder Beschuldigten irrten, was dann zu Verurteilungen völlig unschuldiger Personen mit teils hohen Haftstrafen führte. Nun bedarf es aus unserer Sicht nicht einmal dieser US-Studie um zu erkennen, dass sich bei der Tataufklärung durch Aussagen von Beschuldigten, Zeugen bzw. Opfern auch oder gerade unbewusst Irrtümer oder Wahrnehmungsfehler einstellen können. Wir wollen in unserem Beitrag gar nicht die Gründe oder Auswirkungen solch inkorrekter Aussagen untersuchen oder diskutieren.

Wir weisen lediglich daraufhin, dass bei der Aufklärung von Straftaten auch zahlreiche Aspekte anderer Wissenschaften, wie der Psychologie oder der Medizin, zwingend einzubeziehen sind. Die Wissenschaft der Kriminalistik korrespondiert anerkanntermaßen mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen. Wobei die Bezeichnung anerkannt leider nicht für alle gilt. Wie in viel zu vielen anderen Bundesländern herrscht bei den politisch und fachlich Verantwortlichen für die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern die Meinung vor, dass eine fachlich spezialisierte Ausbildung zukünftiger Polizisten nicht erforderlich ist, also jeder alles können muss. Somit werden die Berufseinsteiger für alle vorhandenen Sparten Wasserschutz-, Bereitschafts-, Schutz- und Kriminalpolizei inhaltsgleich ausgebildet und pflichtgemäß zunächst in der Bereitschaftspolizei eingesetzt.

Dabei wird natürlich insbesondere der wissenschaftliche Anspruch an zukünftige Kriminalistinnen und Kriminalisten weitgehend ignoriert. Im Gegenteil, vielfach herrscht die Meinung vor, dass die Kripo genau die richtige Polizeisparte ist, um langgediente Schutzleute bis zum Eintritt in den Ruhestand zu beschäftigen. Mit einer solchen Ansicht wird man selbstredend weder den geschätzten Kolleginnen und Kollegen von anderen Polizeisparten noch dem Dienst in der Kriminalpolizei gerecht!

Der weit überwiegende Teil polizeilicher Arbeit erfordert heute Kenntnisse und Fähigkeiten, die sich nur in einem tiefgründigen und fachorientierten Studium vermitteln lassen. Der auch von manchem Gewerkschafter weitergetragene Spruch: „Wir brauchen keine Akademiker sondern Handwerker.“ widerspricht zweifelsfrei den heutigen Anforderungen an einen umseitig gebildeten und ausgebildeten Nachwuchs. Und das nicht nur wegen der Gefahr von fehlerhaften Aussagen oder gar nicht haltbaren Verurteilungen in einem Strafverfahren.

Wir treten inzwischen seit Jahrzehnten für eine kompetente und fachlich gut ausgebildete Kriminalpolizei im Nordosten Deutschlands ein. Wir hoffen, dass nicht noch weitere Jahrzehnte vergehen müssen bis unsere Verantwortlichen endlich einsehen, dass die generalisierte Ausbildung einer späteren kriminalistisch effektiven Arbeit zuwiderläuft, eher den Kriminellen nützt und den Opfern schadet.

Bei Nachfragen:

Ronald Buck

0171-1440304

ronald.buck (at) bdk.de