Früher konnte man über Aluhutträger oft noch schmunzeln

31.08.2023

Eine aktuelle bundesweite Studie der Uni Hohenheim befasst sich mit ernsten Themen wie Rechtspopulismus, Verschwörungs-Erzählungen, Demokratiezufriedenheit und Institutionsvertrauen
Bund_20210128_Absturz_Mediamodifier auf Pixabay

Die Ergebnisse sind nicht zum Schmunzeln. Vielleicht sind die gestapelten Krisen der letzten Jahre wie Corona, Krieg in der Ukraine, Inflation und das Erstarken des Rechtspopulismus Bausteine, jedenfalls sind die Entwicklungen für die Demokratie und Gesellschaft ein klares Warnsignal. 

Die repräsentative Studie wurde im Juli 2023 durchgeführt und bezog Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet ein. Die überproportional befragten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Baden-Württemberg wurden anschließend gemäß ihrem Anteil an der Bevölkerung bei der Ergebnisdarstellung gewichtet, damit ergibt sich ein aussagekräftiges Bild für ganz Deutschland. 

Einige Ergebnisse, die nachdenklich machen müssen: 

  • 31 % sind der Ansicht: „In Deutschland kann man nicht mehr frei seine Meinung äußern, ohne Ärger zu bekommen“, zusätzlich sind 15 % der Auffassung „teils/teils“
  • 26 % sind der Ansicht: „Es gibt geheime Organisationen, die großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben.“, weitere 17 % beantworteten die Frage mit „teils/teils“.
  • 45 % sind der Ansicht: „Die demokratischen Parteien zerreden alles und lösen die Probleme nicht.“, weitere 27 % stimmen dieser These „teils/teils“ zu.

Im Bereich „Law-and-Order“ sowie „Autoritarismus“ sind 46 % dafür, dass man gegen Außenseiter und Unruhestifter härter vorgeht, um Recht und Ordnung zu bewahren. Zudem sollten Verbrechen härter bestraft werden (59 % dafür, zusätzliche 27 % „teils/teils“). 

Die Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie haben sich von 2022 auf 2023 zum Negativen verschoben, zumindest auf Bundes- und Landesebene.

Während 2022 auf Bundesebene noch 57 % „zufrieden“ waren, sind es 2023 noch 47 %, in den Bundesländern ist der Rückgang nicht ganz so deutlich (von 59 % „zufrieden“ 2022 auf 53 % „zufrieden“ im Jahr 2023). 

Die Polizei genießt weiterhin großes Vertrauen, im Gesamtkontext der Studie jedoch kein Grund zum Aufatmen. Auf einer Skala von 1 (1-3 Misstrauen) über 4 (teils/teils) bis 7 (5-7 Vertrauen) kommt die Polizei auf einen Mittelwert von 5,06 (2022: 5,09) oder anders dargestellt, 71 % wählten in der Skala 5, 6 oder 7 Punkte.

 

Die Polizei ist sowohl im Bereich der Schutz- und Interventionspolizei als auch bei der Kriminalpolizei Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen und Krisen. Deswegen müssen uns solche repräsentativen Studienergebnisse nachdenklich machen.

 

Zentrale Ergebnisse der Studie – übernommen aus der Pressemitteilung

 

Populismus und Verschwörung

  • Gut ein Viertel der Bundesbürger glaubt, dass Politik in Deutschland von „geheimen Mächten“ gesteuert wird.
  • Ebenfalls ein Viertel meint, die Regierenden „betrügen das Volk“. Mehr als die Hälfte der Bundesbürger sehen Politiker als abgehoben an.
  • Ein Fünftel bis ein Viertel der Bundesbürger unterstellt den Massenmedien Manipulation. Sie würden die Bevölkerung systematisch belügen.
  • Deutlich weiter verbreitet sind Forderungen nach härteren Strafen für Verbrecher.
  • Nicht alle der 22 bewerteten Aussagen sind mit Populismus gleichzusetzen. Wenn sie aber gemeinsam auftreten, weist dies auf ein geschlossen rechtspopulistisches Weltbild hin. Dieses Weltbild findet sich bei einem Fünftel der Bundesbürger. Insgesamt gut ein Drittel der Bundesbürger haben ein im erweiterten Sinn rechtspopulistisches Weltbild.
  • Ein rechtspopulistisches Weltbild findet sich in erster Linie bei Anhängern der AfD. Am geringsten ausgeprägt ist es bei Anhängern der Grünen.
  • Tendenziell stärker findet sich das Weltbild bei 45- bis 59-Jährigen, bei Personen mit niedriger formaler Bildung und bei Menschen in Ostdeutschland.

 

Demokratiezufriedenheit

  • Ein Viertel der Befragten ist mit dem Funktionieren der Demokratie auf Bundesebene unzufrieden. Auf Landes- und auf kommunaler Ebene sind es weniger.
  • Je ausgeprägter das rechtspopulistische Weltbild einer Person ist, desto größer ist ihre Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie.
  • Aus der Gruppe mit dem stärksten rechtspopulistischen Weltbild sind 85 Prozent mit dem Funktionieren der Demokratie auf Bundesebene unzufrieden.

 

Vertrauen in Institutionen

  • Nur 13 Prozent der Bundesbürger misstrauen der Wissenschaft oder der Polizei. Aber um die 50 Prozent misstrauen den Parteien oder der Bundesregierung.
  • Je rechtspopulistischer das Weltbild einer Person ist, desto größer ist ihr Misstrauen.
  • Aus der Gruppe mit dem stärksten rechtspopulistischen Weltbild misstrauen 48 Prozent der Wissenschaft, 89 Prozent dem Fernsehen, 93 Prozent den politischen Parteien und 96 Prozent der Bundesregierung.

 

 

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