Haben Tote (k)eine Stimme in Niedersachsen? Die Bearbeitung von sog. „Cold Cases“

03.01.2018

Weit über 250 ungeklärte Tötungsdelikte und Langzeitvermisstenfälle liegen in den Kellern von Polizei und Staatsanwaltschaften in Niedersachsen.
Haben Tote (k)eine Stimme in Niedersachsen?  Die Bearbeitung von sog. „Cold Cases“

Unzählige Angehörige dieser Menschen warten auf die Rückkehr ihrer Verwandten oder ein Zeichen der Ermittler, dass das Warten beendet. Auch wenn sie bis zuletzt auf positive Nachrichten hoffen, ist die Mitteilung, dass ihr Verwandter gestorben ist, dass Ende einer langen unklaren und emotionalen Achterbahnfahrt.

Was passiert aber tatsächlich, um diese Fälle in Niedersachsen neu zu beleuchten ?

In den 1. Fachkommissariaten ist es überwiegend unmöglich, sich neben der erheblichen Arbeitsbelastung im Alltagsgeschäft um einen Altfall zu kümmern: Sich in die Akten einlesen, die Asservate und Spuren bewerten, Untersuchungen nach neuesten wissenschaftlichen Methoden zu initiieren dauert genau so lange, bis das nächste versuchte Tötungsdelikt, eine Vergewaltigung oder ein Brand nicht anstehen.

Jeder/Jede wird gebraucht, um den aktuellen Fall zeitnah bearbeiten zu können.

Versuche, sich mit sog. Cold Cases zu beschäftigen, scheitern regelmäßig bereits im Ansatz. Wenige Ausnahmen in der Vergangenheit belegen die Regel.

Aber: Dazu gehört auch die Wahrheit, dass die Bearbeitung von Altfällen, wenn sie dann in den wenigen Fällen durchgehalten wurde, erfolgreich zu einem Ergebnis geführt werden konnte.

Die Verantwortlichen in Polizei und Politik in Niedersachsen müssen erkennen, dass das alibihafte Vorbeten, dass Altfälle „immer wieder einmal angefasst“ werden, allenfalls zur einer unbefriedigenden Erledigung der Presseanfrage, aber nicht ernsthaft zur Bewältigung des Problems führen !

Die Personalverantwortlichen bei den Polizeiinspektionen schaffen kaum das Alltagsgeschäft zu bewältigen und sollen dann auch noch Personal für Cold-Case-Bearbeitung abstellen ?

Es braucht vielmehr eine politische Entscheidung sich zur Aufklärung von historischen Mordtaten und Vermisstenfällen bekennen zu wollen und es braucht zusätzliche Ermittler, die sich diesen Aufgaben annehmen ! Andere Bundesländer machen es uns vor !

Mord verjährt nie! Aber was nützt diese markige Formel, wenn sich niemand um die Ermittlungen kümmern kann. Auch die Täter sterben – und dann ? Weit über 250 Angehörige warten auf eine Antwort – sprechen Sie ein Machtwort, Herr Pistorius !

Der Geschäftsführende Landesvorstand


 

-PDF-