Mehrdienst bei der Kripo NRW

04.06.2023

Im WDR äußerten sich Arno Eich, Leiter des Kommissariats 11 in Duisburg, Oliver Huth, Landesvorsitzender BDK NRW und Sebastian Fiedler, Mitglied des Bundestages, zu den Auswirkungen massenhaftem Mehrdienstes bei der Kripo
Kriminalpolizei

Überstunden-Stau bei der Polizei. 2022 mehr als fünf Millionen Überstunden, titelt der WDR.

Wir können dem gesetzlichen Anspruch und Auftrag nicht nachkommen

ist die Bilanz von Oliver Huth, Vorsitzender BDK NRW, im WDR zu Bergen von Mehrdienst bei der Kripo.

Massen an Mehrdienst sammeln sich bei den Kommissariaten, häufiger Treiber sind Mordkommissionen (MK), die in NRW regelmäßig in den Kommissariaten 11 bearbeitet werden.
Dadurch entsteht aber nicht nur Mehrdienst bei dem dort arbeitenden Personal. Üblicherweise werden MK Bereitschaften auch auf anderen Kripodienststellen geleistet, die dort anfallende Arbeit muss aber auch erledigt werden. Folge, Mehrdienst im gesamten Bereich der Kripo.

Die Mitarbeiter in seinem Kommissariat schaffen es nicht, alle Überstunden abzubauen. Und so drohe die Gefahr, dass in Zukunft nicht mehr alle Fälle gleich gut ermittelt werden können

sagt Arno Eich, Leiter des KK 11 in Duisburg im WDR.

Im Vergleich zu anderen Bereichen der Polizei ist die Kripo besonders belastet. Der Mehrdienst beträgt häufig das zigfache gegenüber anderen Bereichen.

Das Personalproblem bei der Polizei sei nicht gleichmäßig verteilt und inzwischen so groß geworden, dass es Behörden gebe, wo niemand mehr hinwolle, so Sebastian Fiedler.

Es gibt eine Zwangsrekrutierung zur Kripo, weil Leute lieber im Streifendienst weiter arbeiten wollen als bei der Kripo.

Sebastian Fiedler war lange Zeit BDK Vorsitzender in NRW und Bundesvorsitzender des BDK. Heute sitzt er als Abgeordneter im Deutschen Bundestag und ist kriminalpolitischer Sprecher seiner SPD Fraktion.
Er fordert eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern. Das Thema Geld dürfe dabei aber nicht im Vordergrund stehen.

NRW Innenminister Herbert Reul (CDU) sieht die Lösung nicht alleine bei mehr Personal. "Die Arbeit müsse auch erleichtert werden."

Er verweist dabei auf die Einstellung von weiteren IT Experten. Zudem wisse er um die hohe Belastung der Kripo.

Oliver Huth und Arno Eich sehen viele Mitarbeiter der Kripo an ihren physischen Grenzen. Tatsache ist, dass einmal gemachter Mehrdienst kaum abzuarbeiten ist. Der Personalmangel lässt keinen sinnvollen Ausgleich zwischen entstehendem Mehrdienst und anstehender Arbeit zu. Folge sind Schlafmangel und daraus entstehende mögliche Erkrankungen. 

Würde beispielsweise ein Lehrer oder eine Lehrerin so viele Überstunden machen müssen, würden die Personalräte sofort einschreiten, zieht Oliver Huth ein Fazit.

Der BDK NRW fordert eine deutliche Entlastung.

Eine direkte Einstellung zur Kriminalpolizei ist notwendig. Die Einheitsausbildung hat sich als Fehler herausgestellt. Andere Bundesländer haben dies längst erkannt und stellen unmittelbar für die Kripo ein.

Die notwendige Ausbildung wird in NRW beim Wechsel zur Kripo nachgeholt. Die ist notwendig, der Einheitspolizist ist eben kein ausgebildeter Kriminalist. Ein teures Unterfangen, zudem fehlen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wochenlang auf den Dienststellen.
Eine Änderung in der Ausbildung bringt nicht nur einen Zeitvorteil, sondern spart dem Land zusätzlich Geld. Mindestens 10 Millionen Euro verschlingt die spätere Ausbildung für die Kripo.

Mit unserem Papier Zukunftsoffensive Kriminalpolizei haben wir eine Vielzahl an Vorschlägen einer modernen Kriminalpolizei aufgelistet.

Der Beitrag des WDR findet sich in diesem Link