Motivation und Wertschätzung verkommen offenbar immer mehr zur leeren Worthülse für unserer Landespolizei

06.03.2017

Wer erinnert sich nicht an sie, an anerkennende Worte bei Interviews oder öffentliches Lob für die Angehörigen unserer Landespolizei in Mecklenburg-Vorpommern von höchsten Vorgesetzten und Verantwortlichen?!
Motivation und Wertschätzung verkommen offenbar immer mehr zur leeren Worthülse für unserer Landespolizei

Leider sehen wir als Berufsvertretung der kriminalpolizeilich Beschäftigten eine große Differenz zur Praxis. Jüngstes Beispiel dafür sind unsere bislang erfolglosen Bemühungen um eine vertretbare und sinnvolle Unterstützung derjenigen unter unseren Kolleginnen und Kollegen, die sich privat fortbilden (müssen), um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Diese Betroffenen bilden sich an nicht polizeilichen Hochschulen weiter, um auf ihrem kriminalistischen Fachgebiet auch künftig bestehen zu können. Denn die für unsere polizeiliche Fortbildung zuständige Verwaltungsfachhochschule kann kaum noch die Ausbildung personell und räumlich gewährleisten, von langfristiger, spezialisierter Fortbildung kann ohne Schuld der Fachhochschule gar keine Rede mehr sein.

Doch die Verantwortlichen im Ministerium für Inneres und Europa sehen das wieder einmal ganz anders und lassen eine Diskussion zum Thema nicht einmal zu. Die aus unserer Sicht nicht zielführende und wenig sinnreiche Einheitsausbildung aller Polizisten reiche angeblich aus, um alle möglichen, späteren Dienstposten in unserer Landespolizei ausfüllen zu können. Darüber hinaus sieht das Ministerium die Studien als ausschließlich privat an, daher könne keine Unterstützung gewährt werden. Und zusätzlich habe unser Land für besondere Verwendungen schließlich Seiteneinsteiger eingestellt, die aus dem jeweiligen Fachgebiet stammen und die Polizei jetzt ausreichend unterstützen.

Ich möchte nicht verhehlen, dass der Antwortbrief aus dem Ministerium für eine erhebliche Aufruhr unter den Kriminalbeamten gesorgt hat. Zumal es Bundesländer gibt, die ihre externen, polizeilichen Studenten zu solchen Studiengängen abordnen und das Studium als Dienst werten. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind besonders empört wegen der völlig falschen Behauptung, die in Rede stehenden Studiengänge würden ausschließlich in den privaten Bereich fallen. Man stelle sich vor, unsere Mitstreiter nehmen die Kosten und Mühen auf sich, ganz nebenbei eine bessere, fundiertere Basis für ihre augenblickliche Tätigkeit innerhalb der Polizei zu erlangen, ohne die sie ihre Pflichterfüllung gefährdet sehen. Dafür bekommen sie erklärt, dass alles nur privat sei und damit dem Dienstherrn völlig gleichgültig.

Kommen wir auf den Ausgang unserer Berichterstattung zurück. Es fällt immer schwerer, den Jubelbotschaften unserer Verantwortlichen in den Medien oder im Gespräch mit Polizisten zu vertrauen oder sie ernst zu nehmen. Wir stellen für uns in letzter Zeit vermehrt fest, dass gut klingenden Worten ganz andere oder gar entgegengesetzte Taten folgen.

Polizisten finden keinerlei Anerkennung für nicht-polizeiliche, externe Ausbildungen. Extern ausgebildete Seiteneinsteiger dürfen nicht in den höheren Dienst aufsteigen. Obermeister oder Oberkommissare gehen vor dem Erreichen des Regeldienstgrades in den Ruhestand. Polizisten ohne Deutsches Sport- oder Rettungsschwimmerabzeichen sollen plötzlich nicht mehr belastbar oder unverantwortungsvoll sein. Ein einheitsausgebildeter Polizist aus Mecklenburg-Vorpommern ist jedem Dienstposten gewachsen; er kann einfach alles. Wir benötigen nicht mehr Polizisten, denn wir wollen sie uns einfach nicht leisten. Wir hinken der technischen Entwicklung auf vielen Sektoren jahrzehntelang hinterher, doch mit einer einfachen Lupe, Checklisten zur Bearbeitung von Kriminalitätsdelikten und speziell für ihren Ersteinsatz in der Bereitschaftspolizei ausgebildeten Polizisten jagen wir den High-Tech-Verbrecher und sorgen immer und überall für Ruhe und Ordnung.

Die Liste der Hinweise auf wenig motivierende, von fehlender Wertschätzung gezeichneter Führungsentscheidungen kann noch erweitert werden. Beispielsweise warten die Beamten jetzt – wieder einmal – auf die zeit- und inhaltsgleiche Übernahme des jüngst erkämpften Tarifabschlusses. Auch die bisher übliche Verzögerung bei Übernahmen von Tarifabschlüssen lässt sich gut im Maßstab der Wertschätzung unserer Arbeit einordnen.

Wir bedauern bei unserer Berichterstattung sehr, immer wieder nur negative Einschätzungen abgeben zu können. Leider sehen wir die Realität genau so und die Verantwortlichen unternehmen nichts oder nur wenig, diesen begründeten Eindruck zu ändern.

Im Bezug auf die externe Ausbildung von Polizisten bleiben wir natürlich am Ball. Auch unser Ministerium wird nicht umhin können, unserer Meinung nach innovative und besonders intelligente, effiziente Lösungen zuzulassen. Natürlich berichten wir dazu weiter.