Nachwuchssorgen in unserer Landespolizei

07.08.2017

Wir haben bereits mehrfach über dieses Thema berichtet. Zum ersten Augustwochenende nahmen sich die regionalen Medien wieder der Angelegenheit an, nachdem die Landespolizei eine Plakataktion zur Nachwuchswerbung vorstellte.
Nachwuchssorgen in unserer Landespolizei
Quelle: SVZ

Natürlich befindet sich unsere Polizei in einer Situation, in welcher der aktuelle und natürlich auch der zukünftige Personalbedarf dringend hinterfragt werden muss. Als Berufsvertretung der kriminalpolizeilich Beschäftigten verweisen wir – wie auch andere Polizeigewerkschaften – ständig darauf, dass uns jenes Personalkonzept von 2001 teuer zu stehen kommen wird. Getrieben vom ausschließlichen Sparwillen der damaligen Landesregierung sind in den vergangenen 20 Jahren weit über 1.000 Stellen und Planstellen gestrichen worden. Erst auf dem bisherigen Höhepunkt des zunehmenden Flüchtlingsstroms 2015 wurden die negativen Folgen dieser Streichungen auch für alle sichtbar. Und niemand wird bestreiten können, dass eine Stellenstreichung schneller zu bewerkstelligen ist als eine (Wieder-)Anhebung des Stellenumfangs.

Neben dem staatlich verordneten Stellenabbau kommt jetzt die Zeit verstärkter Berentungen und Pensionierungen hinzu. Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten relativ wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Renten- oder Pensionsalter erreichten, gehen in den bevorstehenden Monaten und Jahren viele Beschäftigte in den wohlverdienten Ruhestand. Es handelt sich hier um keine neue oder gar überraschende Situation, sie kam voraussehbar und angekündigt auf unsere Polizei zu. Dennoch ist unsere Fachhochschule in Güstrow mit zusätzlichen Ausbildungsplätzen ebenfalls personell und auch von der Ausstattung her ohne eigene Schuld völlig überlastet.

Die nunmehr vorgestellte Plakataktion zur Werbung unter der Jugend besonders in Mecklenburg-Vorpommern geht unseres Erachtens schon in die Richtung, kommt jedoch viel zu spät. Die Verstärkung hätte bei klugem politischen Handeln gar nicht erst gesucht werden müssen, zum anderen hätte bereits spätestens 2015 eine Ausbildungsoffensive erfolgen müssen. Doch stattdessen unterzogen die Verantwortlichen unsere Landespolizei einer Wirtschaftlichkeitsanalyse, die am Ende den status quo bestätigte und lediglich 150 Stellen und Planstellen „temporär“ und nur bis zur nächsten Landtagswahl empfahl.

Das die Zahlen der Bewerberinnen und Bewerber stagnieren bzw. schon rückläufig sind, darf nicht verwundern. Der Polizeiberuf hat über die Jahrzehnte enorm an Attraktivität verloren. Nur geringe Karrierechancen oder ein Besoldungsniveau im Mittelfeld der Bundesländer locken nicht unbedingt in unsere Landespolizei. Immerhin wird nicht an den wichtigen Einstellungsvoraussetzungen experimentiert, dass geforderte Bildungsniveau bleibt.

Doch zurück zur Werbung für den Dienst in unserer Landespolizei. Die neue Plakataktion kann und wird vereinzelt für Neugier oder auch Interesse sorgen. Doch um den Beruf eines Polizisten oder Kriminalisten im Nordosten wirklich herauszuheben, sollten andere Faktoren zur Wirkung gelangen. Deshalb schlagen wir vor, die nachfolgenden Hinweise und Vorschläge umgehend umzusetzen bzw. anzugehen, um eine Arbeit in unserer Polizei wieder attraktiv und gewinnend zu gestalten:

  • Anpassung des Besoldungsniveaus an die führenden Bundesländer

  • spezielle Ausbildung in allen vier Polizeisparten, um alle Interessen einer späteren Arbeit auch abzudecken und zu gewährleisten

  • Schaffung einer Deckungsgleichheit zwischen Planstellen und Dienstposten, um Beförderungsstaus und Stellenwechsel aus rein finanziellen Gründen zu verhindern

  • Neubewertung der Dienstposten nach ausschließlich fachlichen Kriterien

  • Einstellungen von so genannten Seiteneinsteigern in Fachlaufbahnen

  • sofortige Beendigung der Rotationspraxis unserer Beschäftigten, nur um eine völlig falsch interpretierte „Verwendungsbreite“ zu schaffen

  • Wiedereinführung des Bewährungsaufstiegs im Bereich unserer Tarifbeschäftigten (was allerdings ein bundespolitisches Thema ist)

  • Streichung von Dienstposten im (ehemaligen) mittleren Polizeivollzugsdienst in der Kriminalpolizei, da Kriminalistik und Kriminologie Wissenschaften darstellen und zwingend studiert werden müssen

  • Schaffung von tatsächlichen Laufbahnkarrieren durch die Bereitstellung von weitaus mehr Spitzenämtern der jeweiligen Laufbahn

  • ausreichende Bereitstellung von Möglichkeiten des Laufbahnaufstiegs

Dabei verstehen wir die vorgenannte Aufzählung nicht als abschließend. Die Landespolizei und wir selbst sind dankbar für weitere Anregungen.

 

Für Rückfragen:

Ronald Buck

ronald.buck (at) bdk.de