Nationale Dunkelfeldstudie: Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche
05.07.2025

05.07.2025
Vollständiger Titel: „Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Eine bundesweite, auf Repräsentativität ausgelegte Befragung zu Prävalenz, situativem Kontext und den Folgen.“
Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt: https://www.aerzteblatt.de/archiv/sexualisierte-gewalt-gegen-kinder-und-jugendliche-40631acc-a146-4765-be89-bc20dcea5871
„Ergebnisse: Insgesamt wurden 10 000 Personen schriftlich kontaktiert, die Rücklaufquote betrug 30,2 %. Die Gesamtzahl der von sexualisierter Gewalt Betroffenen lag bei 12,7 % [95-%-Konfidenzintervall: 11,5; 13,9]. Die Betroffenenrate betrug bei Frauen 20,6 % und lag bei Männern bei 4,8 %. Auffällig war, dass Männer häufiger sexualisierte Gewalt in Sport- und Freizeiteinrichtungen, im kirchlichen Kontext und im Rahmen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe erlebten. 37,4 % [32,6; 42,2] der Betroffenen hatten bisher keiner Person von der Tat berichtet. Von sexualisierte Gewalterfahrung über das Internet und soziale Medien berichteten 31,7 % [30,0; 33,4] der Befragten.“ (…)
„Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen auf ein erhebliches Dunkelfeld hin. Die Ergebnisse zu den unterschiedlichen Tatkontexten, zum Beispiel das Überwiegen von männlichen Betroffenen im institutionellen Kontext, zeigen auch die Notwendigkeit differenzierter Schutzkonzepte sowohl bezüglich der Schutzbefohlenen als auch im Hinblick auf potenzielle Täterinnen und Täter.“
Bei der Präsentation der Ergebnisse erfolgte eine Hochrechnung auf die Gesamtbevölkerung, die nur als alarmierend bezeichnet werden kann: „Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung der 18- bis 59-Jährigen sind rund 5,7 Mio. Menschen in Deutschland betroffen.“
Die Studie zeigt neben den eindrücklichen einzelnen Ergebnissen, wie wichtig Dunkelfeldstudien sind und wie unzureichend beispielsweise unsere Polizeiliche Kriminalstatistik manche Deliktsfelder ausleuchten kann.
Jüngst haben wir als BDK BW den Masterplan Kinderschutz für Baden-Württemberg begrüßt und dabei klar gemacht, dass Kinderschutz in allen Themenfeldern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist (vgl. Beitrag: https://www.bdk.de/der-bdk/was-wir-tun/aktuelles/bdk-bw-begruesst-den-masterplan-kinderschutz-fuer-baden-wuerttemberg).
Die kriminalpolizeiliche Organisation ist bereits seit mehreren Jahren durch die Bearbeitung von Hinweisen aus dem Ausland (zu Verdachtsfällen in Deutschland) durch die halbstaatliche US-Organisation NCMEC (National Center for Missing & Exploited Children) am Rande ihrer Kapazitäten angelangt. Trotz positiver Bekenntnisse der politisch Verantwortlichen in Regierung und im gesamten Landtag zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen (inkl. der Thematik Kinder-/Jugendpornographie-Bekämpfung), gab es keinerlei personelle Stärkungsprogramme in den letzten Landeshaushalten – beispielsweise durch zusätzliche Ermittlungsassistenz-Stellen oder auch durch eine gezielte Stärkung mit Vollzugsstellen. Die Kripo wird auch an dieser Stelle einmal mehr sich selbst überlassen – und uns ist das Thema wirklich wichtig!
Steffen Mayer, BDK-Landesvorsitzender
Ergänzende externe Links:
- Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit: https://www.dzpg.org/aktuelles/pressemitteilungen/beitrag/nationale-dunkelfeldstudie-fast-13-prozent-der-befragten-von-sexualisierter-gewalt-betroffen-digitale-kanaele-spielen-eine-relevante-rolle
- Zentralinstitut für Seelische Gesundheit: Aus der Pressekonferenz – Foliensätze mit den wesentlichen Ergebnissen https://www.zi-mannheim.de/fileadmin/user_upload/downloads/institut/Presse/2025/Dunkelfeld_Vortrag_Pressekonferenz_010625-download.pdf