PKS 2020 – erwarteter deutlicher Rückgang der Fallzahlen

10.03.2021

Am 08.03.2021 wurde in Brandenburg die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2020 vorgestellt. Dass wir in Anbetracht der geltenden Anti-Corona-Maßnahmen erhebliche Rückgänge der Fallzahlen in den allermeisten Bereichen der Straßenkriminalität zu erwarten hatten, war vorhersehbar.
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Die Zahlen, die Innenminister Michael Stübgen und Polizeipräsident Oliver Stephin vorstellten, bestätigten diese Vorhersehung. 2020 wurden in unserem Land 8887 Straftaten weniger registriert als noch im Jahr 2019. Das bedeutet einen Rückgang der Fallzahlen um 5,2 %.
Der Landesvorsitzende des BDK Brandenburg, Peter Kaiser, sagte dazu:

„Die Kriminalitätsstatistik für 2020 bietet wenig Vergleichbarkeit mit den Vorjahren. Durch die Anti-Corona-Maßnahmen waren Rückgänge in den Fallzahlen insbesondere bei der Straßenkriminalität und beim Diebstahl zu erwarten. Dies drückt sich dann erwartungsgemäß auch bei der Zahl aller Straftaten aus. Das ist aber kein reales Abbild der Kriminalitätsentwicklung und schon gleich gar kein Gradmesser für die Arbeit der Polizei.“

Deutlich weniger Straftaten sind insbesondere in den Bereichen der Eigentumskriminalität wie Diebstählen und Wohnungseinbrüchen und bei Vermögens- und Betrugsdelikten zu verzeichnen. Ein erschreckender, aber durchaus erwartbarer Anstieg ist im Bereich der häuslichen Gewalt zu verzeichnen. Hier ist in Brandenburg eine Erhöhung der Fallzahlen im Vergleich zu 2019 um 19,8 % zu verzeichnen.

Durch die anhaltende Corona-Pandemie steigt das Risiko für frustrationsgetriebene Gewalt besonders im häuslichen Umfeld. Homeoffice und Homeschooling, also enges Zusammenleben, erzeugen Konflikte und Frustrationen, die sich in Gewalttaten entladen können. Da Täter und Opfer häufig in einer engen Beziehung zueinanderstehen, werden bei körperlichen Übergriffen oft gar nicht oder nur sehr verzögert Strafanzeigen von den Opfern erstattet. Erschwerend kommt hier der Corona bedingte fehlende Kontakt und Austausch mit anderen Menschen hinzu.

Zudem müssen wir von wachsender Kriminalität in den Bereichen ausgehen, die überwiegend im Dunkeln liegen und die wir deshalb in der Statistik nicht sehen. Dazu gehören zum Beispiel Geldwäsche oder der große Bereich der Cyberkriminalität.

„Um insbesondere im letztgenannten Bereich eine erfolgreiche Bekämpfung zu sichern, muss die Polizei stark zulegen. Insbesondere wird dazu eine entsprechende Ausstattung, aber auch deutlich mehr fachlich geschultes Personal benötigt. Neben der unzureichenden Weiterbildung aller mit Cybercrime befassten Beamtinnen und Beamten sehen wir Defizite bei der Einstellung von IT-Spezialisten. Diese erfüllen besondere Anforderungen, was zu besonderen Stellenbewertungen führen muss. Wir werden diese nur in ausreichender Anzahl einstellen können, wenn ihnen berufliche Perspektiven und realistische Aufstiegsmöglichkeiten aufgezeigt werden.“

Leicht zurückgegangen ist die Gewalt gegen Polizeibedienstete. Aber 2.085 angegriffene Kolleginnen und Kollegen sind immer noch 2085 zu viel.

„Dass die Aufklärungsquote in diesen ungewöhnlichen Zeiten dennoch bei 56,4 % liegt, zeigt uns, dass unsere Kolleginnen und Kollegen trotz der Mehrbelastung durch die Corona-Pandemie ihre Arbeit weiterhin hervorragend erledigen. Die Zahlen sagen aber auch aus, dass in 71.067 Fällen die Täter ohne Strafe davonkamen, weil sie nicht ermittelt wurden. Dazu kommen die Fälle, in denen die Ermittlungen gegen Tatverdächtige durch die Staatsanwaltschaft eingestellt wurden, weil vielleicht die Beweislage nicht ausreichend war.“ 

Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist lediglich ein ausschnittartiger Arbeitsnachweis der Polizei, weshalb insbesondere das Resümee des zurückliegenden Kriminalitätsjahres kein aussagekräftiges Bild abgeben kann. Von diesen Zahlen auf den Personalbedarf in der Brandenburger Polizei zu schließen, davor können wir nicht nur in den derzeitigen Krisenjahren dringend warnen.

Peter Kaiser
Landesvorsitzender BDK-Brandenburg