Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 im Südwesten

19.02.2021

Corona beeinflusste im letzten Jahr auch maßgeblich die Polizeiliche Kriminalstatistik. Eine erste Bewertung des BDK-Landesvorsitzenden Steffen Mayer.
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Stuttgarter Nachrichten, 19.02.2021Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 ist mit großer Vorsicht zu genießen. Zu allererst ist sie wie bisher nur eine Hellfeldstatistik, enthält also nur die Fälle, die der Polizei bekannt geworden sind. Der Corona-Knick wird bei Langzeitbetrachtungen möglicherweise ähnliche Auswirkungen haben, wie seinerzeit die Wiedervereinigung auf die Bundes-PKS (Zusammenführung der Statistiken aus alten und neuen Ländern). Zudem ist es anhand der aktuellen Statistik sehr schwer zu erkennen, ob die politisch veranlassten oder polizeilich getroffenen Maßnahmen zum Erfolg geführt haben oder eben Corona mit seinen Lockdowns.

Wirtschaftskriminalität und Cybercrime verursachen den meisten Schaden. Großverfahren der Wirtschaftskriminalität, wie beispielsweise im Bereich der Dieselabgasverfahren auch gegen namhafte Unternehmen, dauern über Jahre an und binden zahlreiche unsere Ermittlungsexpertinnen und Experten. In einigen Dienststellen sind wir am Rand der Leistungsfähigkeit angelangt. Die zu prognostizierende Corona-Insolvenzwelle wird uns 2021 zusätzlich stark belasten. Im Cybercrimebereich sind die Anstiege im Hellfeld nicht zwingend Zeichen für mehr Anzeigen und eine Aufhellung des tatsächlichen Kriminalitätsgeschehens. Vielmehr sind die Anstiege auch im Dunkelfeld zu prognostizieren. Zurückliegende Dunkelfeldstudien beispielsweise in Niedersachsen haben ergeben, dass die tatsächliche Kriminalität zehn- bis elfmal so hoch liegt, wie in der polizeilichen Statistik erfasst. Viele Fälle werden nicht erkannt oder erkannt und nicht bei der Polizei angezeigt. In beiden Bereichen braucht die Kriminalpolizei dringend personelle Verstärkung.

Der stetige Hinweis auf die größte Einstellungsoffensive in der Polizei Baden-Württemberg ist gut und schön. Dieser Zahl ist die größte Pensionierungswelle in der Polizei Baden-Württemberg gegenzurechnen. Am Ende steht für uns die Frage, wo stehen wir im Vergleich mit den anderen Bundesländern im Bereich der Polizeidichte, also der Anzahl an Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten im Vergleich zu 100.000 Einwohnern. Wir waren die letzten Jahre auf dem letzten Platz und uns wäre nicht bekannt, dass wir durch die getroffenen Maßnahmen die rote Laterne abgegeben haben oder uns im Mittelfeld bewegen, ich denke ein Bereich, in dem Baden-Württemberg mindestens liegen sollte.

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