Polizeiliche Kriminalstatistik Sachsen 2020 – (nur) ein Zustandsbericht

12.03.2021

In Sachsen ist die Zahl der erfassten Straftaten im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Das zeigt die vor wenigen Tagen veröffentlichte Polizeiliche Kriminalitätsstatistik. Demnach registrierte die Polizei insgesamt 272.588 Straftaten. Damit bewegt sich die Zahl der Delikte weit unter dem Grenzwert von 300.000, der im zurückliegenden Jahrzehnt stets zu verzeichnen war.
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Sicher ein Erfolg für die Polizei. Aber eine Entwicklung, die sich nicht von selbst einstellt. Dieses Ergebnis spricht für eine leistungsbereite und leistungsfähige Polizei. Es gelingt der sächsischen Polizei immer besser, auf spezielle Erscheinungsformen und Begehungsweisen zu reagieren.

Dennoch sind die Aussagen etwas zu relativieren. Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist eine Momentaufnahme und spiegelt nur einen – wenn auch wesentlichen – Teilbereich der Kriminalitätsbelastung wider.

Zu beachten ist das in bestimmten Deliktsfeldern sehr zurückhaltende Anzeigeverhalten der Bevölkerung und die Modalitäten bei der statistischen Erfassung, die nicht alle Facetten des Kriminalitätsaufkommens wiederspiegeln.

Die in der PKS dargestellten Belastungen sind durchweg bekannt gewordene Fälle, das Problem des Dunkelfeldes bleibt gänzlich außen vor.

Wir möchten auch davor warnen, die Rückgänge und Verschiebungen innerhalb der Kriminalitätsfelder vordringlich mit den Auswirkungen der Pandemie in den Zusammenhang zu bringen. Dies führt zur Fehlinterpretation der Veränderungen im Kriminalitätsaufkommen.

Die Rückgänge der Zahlen etwa im Bereich der Wohnungseinbrüche (- 209), des Ladendiebstahls (- 1.751) und des Kraftfahrzeugdiebstahls (- 201) sind sicher pandemiebedingt, werden nach Wiederherstellung der Normalität im gesellschaftlichen Leben und der grenzüberschreitenden Freizügigkeit aber vermutlich wieder steigen. 

Auch die Anstiege im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität ( + 9%) sind zum Teil durch die Pandemie erklärbar. Bei Betäubungskriminalität handelt es sich um  sogenannte Kontrollkriminalität. Die verstärkten Kontrollen durch die Polizei dürften hier die entsprechende Wirkung entfaltet haben.

Auch in Zukunft müssen wir von eine Zunahme der Cyberkriminalität, der Wirtschaftskriminalität einschließlich der Geldwäsche, von Delikten der Hasskriminalität im Internet und in den Sozialen Netzen sowie der Gewaltkriminalität ausgehen. Leider ein allgemeiner Trend. Viele derartige Delikte liegen im Bereich der Latenz und müssen durch polizeiliche Ermittlungen in das Hellfeld gebracht werden.   

Bedenklich und in der Ausrichtung kriminalpolizeilicher Anstrengungen deutlich zu beachten ist der nicht hinnehmbare Stand im Bereich der politisch motivierten Kriminalität. Wenn auch 2020 ein leichter Rückgang gegenüber dem Jahr 2019 von etwa 300 Delikten auf 4.056 Delikte zu verzeichnen ist, ist festzuhalten, dass dieser Abfall lediglich theoretischer Natur ist, da im Aufkommen von 2019 (4.350 Straftaten der PMK) ein Sockel von gut einem Drittel Straftaten der PMK-Wahlen beinhaltet waren, die phänomenologisch gesondert zu betrachten sind. Dieser Sockel ist im Straftatenaufkommen der PMK im Jahr 2020 nahezu zu vernachlässigen.

Der Anstieg der politisch motivierten Gewaltkriminalität und deren Gewichtung innerhalb der Phänomenbereiche bekräftigt unsere Auffassung, dass jedwede Form der politisch motivierten Kriminalität gesellschaftsgefährdend ist und besondere Anstrengungen in der Zurückdrängung bedarf.  

Es sind weiterhin hohe Belastungen der sächsischen Polizei zu prognostizieren. Die Anforderungen durch das Straftatenaufkommen werden weiter steigen. Der zu leistende Ermittlungsaufwand wird durch die Digitalisierung und neue Kommunikationsformen sowie der überregionalen Begehungsweisen wieder deutlich zunehmen.

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