Tarifrunde TV-L 2025: Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Länder stehen bevor – werden die langjährigen Forderungen diesmal umgesetzt?

28.10.2025

Nach dem Tarifabschluss für Bund und Kommunen (TVöD) im Frühjahr 2025 stehen bald die Verhandlungen für die Beschäftigten der Länder bevor. Die letzte Tarifrunde hat gezeigt: Was nominal erreicht wurde, genügt nicht, wenn Reallöhne durch Inflation und Lebenshaltungskosten kein spürbares „mehr“ sind.

Für die rund 1,1 Millionen Beschäftigten der Länder ist die Tarifrunde 2025 (TV-L) daher entscheidend – nicht nur hinsichtlich monetärer Aspekte, sondern auch in puncto Fairness, Anerkennung, Mitarbeitendenzufriedenheit und Attraktivität des öffentlichen Dienstes.
 
Rückblick: Lehren aus der TVöD-Tarifrunde 2025
Auf Grundlage der letzten TVöD-Runde zeigt sich deutlich: Reallohnverluste dürfen sich nicht wiederholen. Jetzt ist der Moment, faire Löhne, bessere Bedingungen und echte Wertschätzung einzufordern.

Der BDK NRW hat die Ergebnisse des TVöD-Abschlusses 2025 kritisch analysiert (1)

  • Die lineare Erhöhung fällt zu schwach aus, um die vorangegangenen Reallohnverluste und die Preissteigerungen nachhaltig zu kompensieren.
  • Zwar gibt es positive Elemente wie die Anhebung der Jahressonderzahlungen und Verbesserungen bei Schichtzulagen. Doch diese flankierenden Maßnahmen können ein schwaches Gesamtergebnis nicht ausgleichen.
  • Besonders kritisch war die Laufzeit des Tarifvertrags: 27 Monate, das heißt über zwei Jahre einschließlich anfänglicher Nullrunde. Das Risiko: unter der laufenden Inflation wird der Abstand zwischen Einkommen und Lebenshaltungskosten weiter auseinandergehen.
  • Die BDK-Berechnung: Um wirklich aufzuholen – sowohl allein gegenüber den zwei letzten Tarifrunden (TV-L) als auch zur Abgeltung der Inflation der letzten Jahre– wäre eine Forderung von 16,4 % lineare Einkommenserhöhung erforderlich. 

Diese Erkenntnisse bilden den Maßstab, an dem die kommende Tarifrunde für den Tarifvertrag für den öffentlichen  Dienst der Länder (TV-L) gemessen werden muss!

Die Situation bei den Länderbeschäftigten

  • Betroffene der Tarifverhandlungen: Rund 1,1 Mio. Tarifbeschäftigte aller Bundesländer außer Hessen
  • Beginn der Verhandlungen: Mittwoch, 03. Dezember 2025
  • Verhandlungspartner: Gewerkschaften, insb. ver.di, dbb und tarifunion, GEW als Vertretungen der Arbeitnehmerseite; die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), die sich aus den FinanzministerInnen der Bundesländer (außer Hessen) zusammensetzt, für die Arbeitgeberseite

Zentrale Herausforderungen

  • Inflation und Lebenshaltungskosten steigen stärker als die Löhne
  • Beschäftigte spüren Belastungen, z.B. aufgrund erhöhter Arbeitslast, Schichtdienst, Personalnot, u.a. hervorgerufen durch den demografischen Wandel, die unterdurchschnittliche Bezahlung von Fachkräften/Spezialisten, den zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Druck auf gewisse Themen, häufig ohne neue Stellenzuweisungen, die noch hinterherhinkende Ende zu Ende Digitalisierung und eine ineffiziente Verwaltung
  • Wettbewerb mit privatem Sektor / Wirtschaft um Fachkräfte – Attraktivität des öffentlichen 
    Dienstes ist ganz grundsätzlich gefährdet in Zeiten eines Arbeitnehmermarktes
  • Vor allem in niedrigeren Entgeltgruppen sind die Einbußen stärker.
  • Unzureichende Entwicklungsmöglichkeiten zur Bindung von Beschäftigten

Forderungsschwerpunkte aus Sicht des BDK NRW

Basierend auf der Analyse der TVöD-Tarifrunde und den besonderen Bedingungen in Landesbehörden plädiert der BDK dafür:

  1. 16,4 % lineare Erhöhung der Tabellenentgelte fordern – oder ein vergleichbarer Gehaltssprung, um die Rückstände aufzuholen, die in den letzten Tarifrunden und durch Inflation entstanden sind.
  2. Kein Abweichen von 12 Monaten Laufzeit des Tarifvertrags, damit neue Preissteigerungen nicht erneut zu Reallohnverlusten führen.
  3. Auftauen der eingefrorenen Jahressonderzahlungen und ihre deutliche Erhöhung analog zum Ergebnis der Tarifrunde TVöD 2025
  4. Verbesserungen im Zulagenwesen: Schicht-, Gefahren-, Bereitschaftsdienst- und sonstige Zulagen wie der Fachkräftezulage für Spezialisten am Beispiel, der Familien- und Kinderzulage auch für Tarifbeschäftigte, der Ballungsraumzulage uvm.)
  5. Faire und flexiblere Arbeitszeit- und Dienstzeitregelungen mit Ausgleich für Belastungen und Überstunden sowie Zeit-statt-Geld-Wahlmodell (analog Tarifrunde TVöD) und Langzeitkonten
  6. Kostenloses Jobticket: Freie Fahrt im ÖPNV als ökologische und ökonomische Maßnahme (am Beispiel von Hessen)
  7. Stufengleiche Höhergruppierung und Verbesserung des TV-L hinsichtlich Entwicklungsperspektiven für Tarifbeschäftigte
  8. Zusätzlicher Urlaubstag ab 2026 für alle Beschäftigten (vgl. Tarifrundenergebnis TVöD 2025)
  9. Übertragung des Tarifergebnisses auf die BeamtInnen der jeweiligen Länder

Rückblick auf die Mitmachaktion „Zusammen geht mehr“

Im Vorfeld der Tarifrunde hatte ver.di im September und Oktober 2025 zur bundesweiten Online-Befragung „Zusammen geht mehr“ aufgerufen. Ziel war es, die Prioritäten der Beschäftigten der Länder zu ermitteln und die Forderungen für die Verhandlungen auf eine breite Basis zu stellen, denn die dort genannten Forderungen fließen in die Liste der Forderungen ein, die am 17.11.2025 beschlossen und dann verkündet werden.

Rund 2,6 Millionen Tarifbeschäftigte und Beamtinnen und Beamte waren eingeladen, ihre Meinung zu Themen wie Einkommen, Jahressonderzahlungen, Arbeitszeit, Belastung und Entwicklungsperspektiven einzubringen.
Die Ergebnisse dieser Abfrage bilden nun eine wichtige Grundlage für die anstehenden Verhandlungen und zeigen deutlich, wo der Schuh drückt.

Der BDK NRW hatte die Kolleginnen und Kollegen bundesweit dazu aufgerufen, sich aktiv an dieser Aktion zu beteiligen – ein starkes Signal der Solidarität und Mitgestaltung.

Engagement und Blick nach vorn

Auch wenn die Abfrage nun abgeschlossen ist, bleibt die Beteiligung der Beschäftigten entscheidend: Jetzt geht es darum, die Verhandlungen aufmerksam zu verfolgen, den Druck aufrechtzuerhalten und die Forderungen mit Nachdruck zu unterstützen.

Der BDK NRW wird den Prozess weiterhin kritisch begleiten, über die Entwicklungen informieren und sich dafür einsetzen, dass die Perspektive der Tarifbeschäftigten klar im Fokus bleibt. Denn nur mit einer breiten Unterstützung und einer starken gemeinsamen Stimme kann erreicht werden, dass die anstehenden Tarifverhandlungen nicht nur symbolische, sondern spürbare Verbesserungen für die Beschäftigten bringen.

Ausblick auf den weiteren Verhandlungsverlauf

Wie lange sich die Tarifrunde 2025 für die Beschäftigten der Länder hinziehen wird, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Erfahrungsgemäß werden die ersten Runden vor allem dem Austausch der Positionen dienen, während konkrete Angebote der Arbeitgeberseite meist erst in späteren Verhandlungsphasen auf den Tisch kommen. Ob und wann dabei ein wirklich tragfähiges und faires Ergebnis erzielt wird, hängt maßgeblich davon ab, ob die Arbeitgeber die Situation der Beschäftigten ernst nehmen und ein Angebot vorlegen, das den gestiegenen Anforderungen und Belastungen gerecht wird.
Einige Forderungen sind längst überfällig und sollten nicht mehr von den Vertretungen der Arbeitgeberseite heruntergespielt werden. Unser Anspruch ist unmissverständlich: Ein Abschluss, der die reale Situation der Beschäftigten ernst nimmt, ihre Leistung anerkennt und den öffentlichen Dienst als Ganzes stärkt

Klar ist jedoch: Die Verhandlungen werden sich voraussichtlich bis ins erste Quartal 2026 hinein erstrecken. Der BDK NRW wird den Verlauf aufmerksam begleiten und über die weiteren Entwicklungen berichten sowie die Position der Beschäftigten auch mit Nachdruck vertreten.


Christel Fein
Sprecherin Fachbereich Tarif BDK NRW

(1) https://www.bdk.de/der-bdk/was-wir-tun/aktuelles/analyse-des-tarifabschlusses-tvoed-2025

diesen Inhalt herunterladen: PDF