Vertrauen statt Kontrolle: Homeoffice in der Kriminalpolizei – Zeit für ein Umdenken!

08.07.2025

Während in vielen gesellschaftlichen Bereichen Homeoffice längst gelebter Alltag ist, wird in einigen Teilen der Kriminalpolizei noch immer über dessen Berechtigung diskutiert – und das, obwohl die Voraussetzungen dafür während und nach der Corona-Pandemie durch das Polizeipräsidium klar geregelt worden sind.
Vertrauen statt Kontrolle: Homeoffice in der Kriminalpolizei – Zeit für ein Umdenken!

Die Realität in vielen Dienststellen zeigt jedoch ein anderes Bild: Wer mobil arbeiten will, stößt oft auf Widerstände – nicht wegen rechtlicher oder technischer Hindernisse, sondern weil Vorgesetzte nach wie vor Anwesenheit mit Leistung verwechseln.

Besonders betroffen: Junge Kolleginnen und Kollegen
Viele Kolleginnen und Kollegen aus der Kriminalpolizei haben uns angesprochen, weil sie gerne im Homeoffice arbeiten würden, aber bei ihren Vorgesetzten auf taube Ohren stoßen. Sie erledigen einen Großteil ihrer Arbeit digital: Akten auswerten, POLAS Belege fertigen, Ermittlungsvermerke schreiben, Vernehmungen vorbereiten, Abschlussberichte verfassen und neuerdings auch E-Akten strukturieren. Diese und noch viele andere Arbeiten sind problemlos von zu Hause möglich.

Und dennoch erleben viele Beschäftigte bereits vor Antragstellung eine Ablehnung ihrer Homeoffice-Wünsche. In Gesprächen wird signalisiert, dass derartige Anträge ohnehin abgelehnt werden. Äußerungen wie: „Wenn ich dir das erlaube, wollen das die anderen auch“,  „Ich will mein Team vor Ort sehen“ oder „Nur wer da ist, arbeitet auch“ sind keine Seltenheit und sorgen dafür, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen gar nicht erst trauen einen Antrag auf Homeoffice zu stellen.

Denn: unterschwellig vermitteln Vorgesetzte mit solchen Äußerungen dass sie ihren Mitarbeitern nicht vertrauen und unterstellen ihnen, dass sie sich im Homeoffice einen schönen Tag machen würden.  

Die Präsenzkultur in vielen deutschen Amtsstuben ist ein Relikt aus dem vorherigen Jahrhundert
Gerade junge Kolleginnen und Kollegen – häufig mit kleinen Kindern – leiden besonders unter dieser Haltung. Mobile Arbeit wäre für sie eine echte Entlastung, ein Mittel zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Doch statt Flexibilität zu fördern, wird ihnen durch unnötige Präsenzpflichten der Alltag zusätzlich erschwert.

Die Folgen: Frust, Überlastung, im schlimmsten Fall der Verlust engagierter Fachkräfte. Das Polizeipräsidium hat den Weg bereits vor längerer Zeit freigemacht. Mobile Arbeit ist möglich – unter definierten Rahmenbedingungen, mit Datenschutzkonzepten und technischen Lösungen. Wer jetzt noch blockiert, handelt nicht im Sinne der Organisation, sondern aus persönlichem Misstrauen. Und das hat im Jahr 2025 nichts mehr mit moderner Führung zu tun.

Es geht nicht um Homeoffice – es geht um Vertrauen
Wer produktive und motivierte Beschäftigte will, muss ihnen auch etwas zutrauen und ihnen vor allem vertrauen. Kontrolle ersetzt kein Vertrauen, und Anwesenheit ist kein Maßstab für Engagement. Es ist höchste Zeit, dass sich Führungskräfte in der Brandenburger Polizei selbstkritisch fragen: Diene ich der Sache – oder nur meinem eigenen Bedürfnis nach Kontrolle? Eine moderne Kriminalpolizei muss hier ansetzen, wenn sie nicht riskieren will, junge Talente und engagierten Nachwuchs langfristig zu verlieren.

Als BDK fordern wir: Mehr Mut zur Veränderung – und mehr Respekt für die Lebensrealitäten unserer Kolleginnen und Kollegen. Die Kriminalpolizei muss auch in Brandenburg endlich im Jahr 2025 ankommen.

 

Foto: Christin Hume auf Unsplash