Was ist unsere Arbeit wert?

07.12.2020

Am letzten Freitag wurden 900 unserer Kolleginnen und Kollegen der Polizei des Landes Brandenburg befördert. Allen, die sich somit über eine Gehaltserhöhung freuen können, gratulieren wir auf diesem Wege recht herzlich.
Arek Socha - Pixabay

Aber wie in jedem Jahr waren die Beförderungen auch in diesem so seltsamen Jahr schon seit dem Spätsommer ein heißes Thema. Jeder stellte sich vielleicht die Frage: Habe ich gut und hart genug gearbeitet, um in diesem Jahr endlich auch dabei zu sein?

Und der ein oder andere mag sich vielleicht auch fragen: Was ist meine Arbeit eigentlich wert? Ist die Arbeit des Wach- und Wechseldienstes mehr wert als die Arbeit der Kriminalpolizei oder der Prävention? Oder ist die Arbeit in einem Fachkommissariat mehr wert als die Bearbeitung von Alltags- und Massendelikten?

Solche Debatten gibt es unter den Kollegen immer wieder, aber was sagt es über eine Organisation aus, wenn Führungskräfte über ihre eigene Abteilung sagen, dass sie der Meinung sind, dass dort niemand befördert werden kann, weil die Arbeit, die dort verrichtet wird, es nicht wert ist, dafür befördert zu werden. So geschehen vor einiger Zeit in einer Polizeidienststelle in unserem Land.

Nun mag man sagen, dass dies sicher ein dummer Spruch gewesen ist, den man nicht auf die Goldwaage legen sollte, aber was bedeutet es für einen Mitarbeiter, solche Äußerung vom eigenen Vorgesetzten zu hören. Was muss dieser Vorgesetzte über mich als Mitarbeiter und meine tägliche Arbeit denken? Und natürlich – wie steht er selbst zu seiner Arbeit und vor allem zu seiner Funktion als Vorgesetzter?

Solche Äußerungen sind ein Schlag ins Gesicht aller Kolleginnen und Kollegen, die jeden Tag hart arbeiten, um den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes das Gefühl zu geben, dass wir als Polizei uns um ihre Sorgen kümmern und für sie da sind, auch wenn sie noch so vermeintlich klein und unbedeutend sind, denn es sind gerade kleine bis mittlere Delikte wie Wohnungseinbrüche, Diebstähle und Betrugsstraftaten, die das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger negativ und nachhaltig beeinträchtigen.

Die Polizei funktioniert wie ein Uhrwerk, in dem ein Zahnrad ins andere greift. Deswegen kann man niemals sagen, dass ein großes Zahnrad bedeutsamer und wertvoller ist als die anderen. Sind es nicht ganz oft die kleinen Zahnräder, auf die es ankommt? Hakt es bei ihnen, kann dies das gesamte Uhrwerk lahmlegen. Dessen sollten wir uns wieder mehr bewusst werden und unsere Kolleginnen und Kollegen nicht mit unnötigen, unüberlegten und dummen Sprüchen demotivieren. Gerade in der aktuell schwierigen Zeit sollten doch Mitarbeitermotivation und Zusammenhalt für uns alle an erster Stelle stehen.


Heike Trautmann
Stellv. Landesvorsitzende