Cold Case Unit - eine mehr als „kalte“ Diensteinheit der Landespolizei

02.09.2023

Am 31.08.2023 strahlte der NDR einen Beitrag zur Cold Case Unit (CCU) aus. In diesem geht es um abgezogenes Personal, unterlassene Ermittlungen und nicht mehr aufzufindende Beweismittel. Die Vorwürfe in diesem etwas mehr als dreiminütigen Beitrag sind immens.
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Um diesen Beitrag besser zu verstehen, wird empfohlen den unten verlinkten Beitrag des NDR zunächst anzuschauen. Nun aber der Reihe nach:

Die im Jahr 2018 gegründete CCU ist ins Leben gerufen worden, um ungelöste alte Mordfälle erneut zu untersuchen. Mit der Einführung entstanden verständlicherweise bei den Hinterbliebenen neue Hoffnungen in die Aufklärung der Tötungsdelikte, also im besten Fall in die Identifizierung der Täter. Der Anwalt der verstorbenen Claudia Lade spricht in dem Beitrag zudem davon, dass wichtige Beweisstücke nicht auffindbar sind und offiziell verfügt wurde, dass Ermittlungen nicht weiter fortgeführt wurden. Den Gedanken der Sprecherin der Staatsanwaltschaft Schwerin im NDR-Beitrag das vorhandene Personal in den Fachkommissariaten 1 in den Kriminalpolizeiinspektionen mit diesen ungelösten Fällen zu betrauen, ist vielleicht im ersten Moment nachvollziehbar. Wenn man aber weiß, wie stark die Fachkommissariate derzeit ausgelastet sind, reichen die personellen und zeitlichen Ressourcen definitiv nicht aus, um ernsthaft alte Mordfälle zu bearbeiten. Noch im Jahr 2021 erklärte der damalige Polizeipräsident des Präsidiums Rostock gegenüber der Presse: „Das kontinuierliche Arbeiten an einem speziellen Fall mit personellen Ressourcen, wie sie bei der CCU bestehen, ist herausragend und mit den Bedingungen im polizeilichen Alltag nicht zu vergleichen.“[1]

Uns waren einige teils gravierende Schwierigkeiten in der CCU bereits länger bekannt. Es gab auch Stimmen, die sagten, dass die CCU von Anfang an falsch im Polizeipräsidium Rostock platziert war. Eine Integrierung in eine Kriminalpolizeiinspektionen wäre wahrscheinlich sinnvoller gewesen. Die in dem NDR-Beitrag gemachten Vorwürfe machen auch uns ein wenig sprachlos, zumal noch vor etwas mehr als einem Jahr die CCU laut dem Organisationsplan aus sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestand.

  • Warum wurde die CCU nicht als fester Bestandteil in die Organisation der Landespolizei eingerichtet?
  • Wo sind die noch im Sommer 2022 eingesetzten Ermittlerinnen und Ermittler hin? Warum wurden sie überhaupt von der CCU abgezogen?
  • Was ist mit den im Beitrag angesprochenen, nicht aufzufindenden Beweismitteln?
  • Wurden Ermittlungen tatsächlich verhindert oder gar verboten?
  • Wie sollen die Ermittlungen jetzt von einem einzigen Mitarbeiter adäquat durchgeführt werden?
  • Wie stellt sich die Landespolizei die Zukunft der CCU generell vor? 

„Diese und weitere Fragen müssen beantwortet werden. Das sind wir den Opfern und vor allem den Hinterbliebenen schuldig, die große und berechtigte Hoffnungen in die CCU gesetzt hatten.“, so der Landesvorsitzende Eike Bone-Winkel. 

Beitrag des NDR: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/nordmagazin/Cold-Case-Unit-Abzug-von-Ermittlern-erschuettert-Angehoerige,nordmagazin110524.html

[1] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/108746/4967547