Alltagsheldinnen

08.03.2021

Anlässlich des Internationalen Frauentages gab es am 8. März immer Glückwünsche von Männern, oft Vorgesetzten oder Gewerkschaftsvertretern für die arbeitende weibliche Belegschaft.
Alltagsheldinnen

Ich erinnere mich noch zu gut daran, wie meine Mutter früher am 8. März bestens gelaunt mit Blumen und Pralinen im Gepäck nach Hause kam. In aller Regelmäßigkeit brachte sie auch eine Prämie mit, die man ihr für ihre gute Arbeit verliehen hatte. Das war in den 80er-Jahren und liegt nun gute 35 Jahre zurück. In der DDR war der Frauentag zwar ein Arbeitstag, er wurde jedoch zelebriert wie ein Feiertag.

Elli Schmidt, die erste Vorsitzende des Demokratischen Frauenbundes Berlin, sagte einmal zum Ziel des Frauentages in der DDR:
„Man sollte den Frauen und Müttern eine kleine Freude bereiten, früher Betriebsschluss oder kleine Geschenke, Beförderungen, Losungen in den Betrieben anbringen, Betriebsräte sollen feierliche Erklärungen abgeben […], überhaupt soll diese ganze Ehrung der Frauen in den Betrieben von den Männern ausgehen.“

Heute ist das natürlich anders. Der Frauentag, wie er in der DDR gefeiert wurde, hat sich überlebt. Braucht es Blumen und Geschenke nur des Schenkens Willen? Weil man das schon immer so gemacht hat? Weil man sich als Vorgesetzter oder Kollege gar dazu verpflichtet fühlt? Kann man Wertschätzung aber nicht viel besser durch Anerkennung geleisteter Arbeit, Möglichkeiten der Arbeitszeit- und Arbeitsortflexibilisierung und gegenseitiges Vertrauen ausdrücken? Und sollte gegenseitige Wertschätzung nicht nur für Frauen, auch an den übrigen 364 Tagen des Jahres zur Normalität gehören? Ein Freund gab mir zum Thema Frauentag vor einigen Jahren einmal folgenden Denkanstoß:

„Was Frauen wollen? – Gerechte Bezahlung, Mitbestimmungsrechte, faire Aufstiegschancen, Gleichberechtigung.
Was Frauen bekommen? – Blumen.“


Lassen wir diese Aussage einfach mal so stehen…

Hinter uns liegt ein anstrengendes Jahr. Die Corona-Pandemie verdeutlicht, was wir schon lange wussten: Ohne uns Frauen geht es nicht! Denn es sind in den meisten Fällen Frauen, die unsere Gesellschaft weltweit unter den schwierigsten Bedingungen auf mehreren Pfeilern stützen.

Viele von uns sind zu Hause als Lehrerin, Köchin, Erzieherin oder auch Pflegerin tätig und müssen nebenbei noch konzentriert den täglichen Dienst versehen. Frauen sind die Heldinnen unseres Alltages – nicht nur in Zeiten von Corona. Das muss einmal klar und deutlich gesagt werden – von Frau zu Frau.


Heike Trautmann
Stellv. Landesvorsitzende