Lagebild zeigt: Organisierte Kriminalität greift tief in Gesellschaft und Wirtschaft ein
03.11.2025
Die Polizei Niedersachsen führte 65 von insgesamt 82 OK-Verfahren, hinzu kommen 17 Ermittlungskomplexe bei BKA, Zoll und Bundespolizei im Auftrag niedersächsischer Staatsanwaltschaften. 1)
Die organisierte Kriminalität ist längst kein Randphänomen mehr – sie ist fest in unserer Gesellschaft verankert. Kriminelle Netzwerke nutzen legale Strukturen, digitale Technologien und internationale Finanzsysteme, um ihre Macht auszubauen und immense Gewinne zu erzielen. Was früher im Verborgenen geschah, tritt heute offen zutage: Gewalt, Korruption und Einschüchterung nehmen zu – unterstützt durch Schusswaffen, Sprengsätze und gekaufte Helfer in Häfen, Behörden und Unternehmen.
Der Drogenhandel bleibt das mit Abstand profitabelste Betätigungsfeld der organisierten Kriminalität – komplexer, globaler und gefährlicher denn je. Tonnenweise Kokain erreichen Europa, während synthetische Drogen rasant neue Märkte erschließen. Über soziale Medien rekrutieren kriminelle Gruppen zunehmend junge Menschen und sichern sich so Nachwuchs für ihre kriminellen Strukturen.
Nahezu alle Ermittlungen zeigen, dass die illegal erzielten Gewinne systematisch gewaschen werden – in Immobilien, Unternehmen und Kryptowährungen. Die organisierte Kriminalität unterwandert Wirtschaft und Gesellschaft und gefährdet damit die Integrität und Glaubwürdigkeit des demokratischen Rechtsstaats.
Die Kriminalpolizei in Niedersachsen ist personell und strukturell nicht ausreichend aufgestellt, um den steigenden Anforderungen moderner Kriminalitätsbekämpfung gerecht zu werden. Es mangelt an Fachkräften, Spezialisierung und gezielter Nachwuchsförderung, insbesondere auch im Bereich der organisierten Kriminalität. 2)
Polizei und Justiz sind durch die Vielzahl komplexer Verfahren und die aufwendige Auswertung digitaler Kommunikationsdaten zunehmend überlastet. Diese Probleme sind der Landesregierung seit Langem bekannt, ohne dass bislang wirksame Gegenmaßnahmen umgesetzt wurden.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter Landesverband Niedersachsen fordert daher eine nachhaltige Stärkung der Kriminalpolizei – durch mehr qualifiziertes Personal, moderne technische Ausstattung sowie verbesserte Aus- und Fortbildungsstrukturen. Nur mit diesen Maßnahmen kann eine effektive und zukunftsfähige Strafverfolgung gewährleistet werden.
Wer die Strukturen der organisierten Kriminalität wirklich treffen will, braucht keine schnellen Schlagzeilen, sondern eine langfristige Strategie, Innovation und entschlossenes Handeln.
Jörn Memenga
Komm. Landesvorsitzender
1) https://www.mi.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/lagebild-organisierte-kriminalitat-in-niedersachsen-2024-ok-bekampfung-weiterhin-auf-konstant-hohem-niveau-hohe-quote-bei-abgeschopftem-vermogen-246195.html
2) https://www.bdk.de/der-bdk/was-wir-tun/aktuelles/kriminalpolizei-am-limit-1
Ergänzung Medienberichterstattungen (03.11.2025):
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/organisierte-kriminalitaet-drogenhandel-bleibt-groesstes-problem,kriminalitaet-108.html
NDR Niedersachsen: "Organisierte Kriminalität: Drogenhandel bleibt größtes Problem"
"...Bund Deutscher Kriminalbeamter kritisiert Personalmangel
Kritik kommt vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Niedersachsen: Polizei und Justiz seien wegen komplexer Verfahren und der Auswertung digitaler Daten zunehmend überlastet, heißt es von dort. Die Landesregierung habe das Problem seit Langem erkannt, aber noch keine wirksamen Schritte eingeleitet. Der BDK fordert mehr qualifiziertes Personal, moderne Technik und bessere Aus- und Fortbildung, um die Kriminalpolizei nachhaltig zu stärken."
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/lagebild-zur-organisierten-kriminalitaet-vorgestellt,hallonds-3322.html
NDR Fernsehen - Hallo Niedersachsen - 03.11.2025, 19:30 Uhr