Moderne Kriminalitätsbekämpfung braucht verlässliche Analysewerkzeuge
07.06.2025

Mit Blick auf die zunehmende Komplexität der Kriminalitätsbekämpfung in Brandenburg begrüßt der Bund Deutscher Kriminalbeamter Brandenburg die aktuelle Debatte um den Einsatz von KI-gestützten Analysewerkzeugen wie Palantir ausdrücklich – auch wenn sie kritisch geführt werden muss.
Der jüngste Bericht der MOZ zeigt: Die technische und personelle Realität in der operativen Kriminalitätsbekämpfung hinkt in vielen Bereichen den Anforderungen hinterher. Große Datenmengen, etwa bei der Auswertung mobiler Endgeräte, stellen die Ermittlungsarbeit vor gewaltige Herausforderungen. Wie unser Landesvorsitzender Christoph Wenzlaff im Gespräch mit der MOZ betont:
„Die Auswertung von Mobiltelefonen mit 250 Gigabyte Speicherkapazität oder mehr kann nicht länger händisch erfolgen – und das ist nur ein Teil des Problems. Bereits beim Erkennen von Tat-Tat oder Tat-Täterzusammenhängen, von Netzwerkstrukturen oder von Serien und Mustern stoßen unsere Kolleginnen und Kollegen mit der klassische Ermittlungsarbeit längst an ihre Grenzen. Deshalb brauchen wir moderne Tools, die uns unterstützen - und zwar schnell.“
Polizeiliche Praxis braucht praxistaugliche Werkzeuge – und Fachpersonal
Die Forderung des BDK Brandenburg ist klar: Die Polizei braucht dringend moderne und leistungsfähige Analysewerkzeuge, um effektiv gegen organisierte Kriminalität, Extremismus und digital vernetzte Täterstrukturen vorgehen zu können. Ein Verharren im Analogen oder Technisch-Veralteten bedeutet ein Sicherheitsrisiko für das gesamte Land.
Dazu ist eine Änderung des Polizeigesetzes erforderlich, die eine rechtssichere und kontrollierte Grundlage für den Einsatz automatisierter Analysewerkzeuge schafft. Dabei ist uns als Berufsvertretung wichtig: Technologieeinsatz darf nie auf Kosten von Datenschutz, Rechtsstaatlichkeit oder Transparenz erfolgen. Es braucht klare gesetzliche Leitplanken, wirksame Kontrollmechanismen und eine offene Kommunikation über die eingesetzten Systeme.
Doch Technik allein reicht nicht. Ohne qualifiziertes Fachpersonal – insbesondere spezialisierte Analystinnen und Analysten – können selbst die besten Systeme ihr Potenzial nicht entfalten. Es braucht endlich klare Zusagen für entsprechende Planstellen, damit Kriminalitätsanalyse in Brandenburg strukturell verankert und langfristig wirksam wird.
„Software allein verhindert keine Straftaten. Es braucht Menschen, die Daten bewerten, Zusammenhänge erkennen und strategisch denken. Dafür brauchen wir endlich gut ausgebildete Analystinnen und Analysten, in fester Struktur“,
so Wenzlaff.
Palantir als Übergang – europäische Lösungen müssen Ziel sein
Der BDK setzt sich bereits auf Bundesebene intensiv mit der Kritik an Palantir auseinander. Wir sehen die Risiken, primär hinsichtlich der Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern, der Rolle des Großinvestors Peter Thiel und der Frage nach langfristiger Datenhoheit. Gleichwohl ist zum jetzigen Zeitpunkt keine europäische Lösung mit vergleichbarem Leistungsumfang verfügbar.
Unsere Position lautet deshalb: Pragmatische Nutzung jetzt – bei gleichzeitiger strategischer Entwicklung europäischer Alternativen. Deutschland darf bei der digitalen Sicherheitsinfrastruktur nicht dauerhaft auf Drittstaaten angewiesen sein.
Dialog mit der Politik dringend nötig
Wir bedauern ausdrücklich, dass es zu diesem zentralen Thema der Kriminalpolizei nach der Regierungsbildung bislang keinen strukturierten Austausch mit dem Innenministerium gab. Der BDK Brandenburg steht für Gespräche jederzeit bereit und erwartet einen zeitnahen und ernsthaften Dialog mit der Landesregierung. Die Kriminalpolizei in Brandenburg braucht nicht nur gute Gesetze – sie braucht auch das Vertrauen, dass ihre Arbeit mit den richtigen Mitteln unterstützt wird.
Wer eine moderne und rechtsstaatlich starke Polizei will, muss sie technologisch, personell und rechtlich befähigen. Der BDK Brandenburg wird diesen Prozess weiterhin kritisch, aber konstruktiv begleiten – im Interesse der Kolleginnen und Kollegen wie auch der Sicherheit im Land.