Mut ist stärker!

13.05.2022

Bericht von Petra Wiesel zum Online Vortrag der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg mit dem Titel: „Abgewertet, verachtet, beleidigt, gehasst - Wie Frauenhass und Hate Speech online und offline funktionieren“ von Inge Bell.
Mut ist stärker!
Inge Bell

Am Donnerstag, 24. März 2022 konnte ich online Inge Bell kennen lernen. Sie ist unter anderem stellvertretende Vorsitzende von TERRE DES FEMMES. 2012 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Ihr Motto: „Hart in der Sache, weich zu den Menschen, treu zu sich selbst.“ (Quelle: https://www.ingebell.de/ )

Inge Bell begann mit einem kurzweiligen Überblick zur Entwicklung der Frauenrechte seit dem Jahr 1900. Das war das Jahr in dem es Frauen endlich erlaubt wurde zu studieren. Um nur einige Eckdaten zu nennen (Aufzählung unvollständig):
1997 Vergewaltigung in der Ehe wird strafbar (§ 177 StGB)
2002 Gewaltschutzgesetz wird erlassen
2016 „Nein heißt Nein!“ – Verschärfung des § 177 StGB
2018 Netzwerkdurchsetzungsgesetz tritt in Kraft
2021 Upskirting und Downblousing wird strafbar (§ 184k StGB)
2021 Gesetzespaket gegen Hass und Hetze tritt in Kraft

Laut einer Befragung zum Thema „Silencing“ wurden 32 % der 16 – 30-jährigen bereits mit Hate Speech im Netz konfrontiert. 68 % der Menschen, die selbst schon mit Hasskommentaren in Berührung gekommen sind, sind danach zurückhaltender beim Posten. 42 % der Befragten haben auf einen Beitrag/Kommentar verzichtet oder bewusst vorsichtig formuliert – aus Angst vor verbalen Attacken.
Eine Erkenntnis der Befragung war ganz klar:
Hate Speech trifft Frauen härter als Männer.

Inge Bell führt weiter aus, dass 70 % der Mädchen und jungen Frauen in sozialen Medien bereits Gewalt und sexuelle Belästigung erlebt haben: 45 % auf Instagram, 39 % auf Facebook und 22 % auf YouTube.
Auch sie selbst wurde mehrfach sexuelle belästigt und beleidigt. Sie schildert plastisch aus ihrer eignen Erfahrung einige Beispiele, die mich sprachlos machen. 2019 wehrte Inge Bell sich erfolgreich vor Gericht gegen einen Täter. Der Mann hatte ihr über Facebook Penisbilder (so genannte Dickpics) übersandt. Sie macht Mut und fordert auf, die Taten zur Anzeige zu bringen.
2020 wurde in Deutschland ein Gesetzespaket gegen Hass und Hetze auf den Weg gebracht, es trat im April 2021 in Kraft – und ergänzt und verschärft das Netzwerkdurchsetzungsgesetz von 2018. Mit diesem neuen Gesetzespaket wurde die Strafbarkeit von Beleidigungen im Netz auf 2 Jahre erhöht. Die Androhung von Mord oder Vergewaltigung im Netz wird mit bis zu 3 Jahren bestraft. Am wichtigsten dürfte in diesem Zusammenhang die Lösch- und Meldepflicht der sozialen Netzwerke sein.

Der Ausschnitt aus dem Video „Männerwelten“ von Joko und Klaas (2020) war für mich zwar nicht neu, aber das Video ist absolut sehenswert und auf Youtube eingestellt. Bisher nicht gewusst hatte ich allerdings, dass Inge Bell und TERRE DES FEMMES bei der Produktion beteiligt waren.

Neu waren für mich auch die Bilder zum so genannten „Catcalling“ in Instagram. Menschen (naja, es sind halt mit erdrückender Mehrheit Frauen), die sexuell belästigt wurden, durch zum Beispiel anzügliches Rufen, Pfeifen oder sonstige Laute im öffentlichen Raum, schreiben am Tatort mit Kreide ihr Erlebnis auf den Boden. Die Bilder mit dem „#catcallsof und einem Kürzel für die jeweilige Stadt, werden in Instagram veröffentlicht, also zum Beispiel #catcallsofberlin. Ziel ist es das Problem sichtbar zu machen und in einem ersten Schritt überhaupt ein Problembewusstsein zu schaffen. Meistens sind Frauen betroffen, aber auch Homophobie wird so sichtbarer gemacht.

Inge Bell forderte auf nicht untätig zu bleiben, wenn solche oder andere Phänomene des Frauenhasses uns begegnen. „If you see something – say something!“

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(Quelle: Inge Bell)

Sie betonte die wichtige Rolle der Polizei in diesem Kontext. Darüber hinaus, gab sie Tipps zu Seiten im Internet, an die sich Betroffene wenden können:
www.hassmelden.de
www.hateaid.org
www.internet-beschwerdestelle.de
Demokratiezentren der Länder – zum Beispiel in Baden-Württemberg
https://demokratiezentrum-bw.de/angebote/respect-die-meldestelle-fuer-hetze-im-netz/

Fazit in einem Satz:
Eine sehr interessante Veranstaltung, die wieder einmal gezeigt hat, dass Online Formate lohnenswert sind.

Petra Wiesel
Sprecherin BDK Fachbereich Chancengleichheit, Frauen und Familie