NRW-Kripo im Fokus: Studie deckt Mängel auf
18.05.2025

Dieses Positionspapier stellt eine erste Bewertung des Forschungsprojekts „Fokus Kripo“ dar, das im Auftrag des Innenministeriums NRW durchgeführt wurde.
Während die offizielle Darstellung des Ministeriums die Studie primär als Bestätigung der Einsatzbereitschaft der Kriminalpolizei darstellt, benennt das Ministerium zentrale strukturelle Probleme, die in der Untersuchung deutlich werden, nicht.
Der BDK sieht daher die Notwendigkeit, diese Schwachstellen klar herauszuarbeiten und in den Fokus der politischen und behördlichen Diskussion zu rücken.
Die Kriminalpolizei in Nordrhein-Westfalen steht vor tiefgreifenden, strukturellen und organisatorischen Problemen, die nicht nur die Leistungsfähigkeit der Kriminalpolizei beeinträchtigen, sondern auch die Attraktivität des kriminalpolizeilichen Berufsfeldes gefährden.
Ein zentrales Problem ist die mangelnde Verbindung zwischen kriminalistischer Theorie und praktischer Realität. Zahlreiche Trainerinnen und Trainer in der polizeilichen Aus- und Fortbildung verfügen über keinerlei kriminalpolizeiliche Praxiserfahrung – ein Zustand, der sich direkt auf die Qualität der Ausbildung zukünftiger Ermittlerinnen und Ermittler auswirkt.
Auf großes Unverständnis unsererseits stößt auch der Befund, dass besagte Trainerinnen und Trainer die Kriminalpolizei in den Unterrichtseinheiten tendenziell schlecht reden und ein negatives Bild von ihr skizzieren – ein mit dem Lehrauftrag des LAFP unvereinbarer Umstand!
Gleichzeitig haben viele Beschäftigte in der Kriminalpolizei weniger als fünf Jahre Berufserfahrung, wodurch eine nachhaltige Wissensweitergabe zusätzlich erschwert wird.
Die Belastungssituation in den Direktionen K ist massiv. Zunehmend komplexe Ermittlungsverfahren – insbesondere im digitalen Raum und im Bereich schwerer Delikte – treffen auf knappe personelle Ressourcen. Todesermittlungsverfahren, Sexualdelikte und Wirtschaftskriminalität erfordern eine hohe fachliche Kompetenz und Handlungssicherheit, stehen aber oft unter starkem Zeit- und Erfolgsdruck. Unterstützungsstrukturen sind nicht ausreichend etabliert, was Qualität und Effizienz gefährdet.
Die Nachwuchsgewinnung zeigt ein besorgniserregendes Bild: Ein erheblicher Teil der Studierenden verliert durch das K-Praktikum das Interesse an der Kriminalpolizei. Die Ursachen liegen vielfach in Überlastung, mangelnder Betreuung und unklaren Perspektiven. Gleichzeitig hemmen unzureichende Vereinbarkeitsstrukturen für Familie und Beruf den Verbleib qualifizierter Kolleginnen und Kollegen im System.
Auch in der operativen Arbeit kommt es zu strukturellen Fehlsteuerungen. Kurzfristige Personalverschiebungen – z. B. bei Schwangerschaftsvertretungen – führen dazu, dass unerfahrene Kräfte in hochspezialisierten Deliktsfeldern eingesetzt werden, ohne ausreichende Vorbereitung. Die Folge sind Qualitätseinbußen in der Sachbearbeitung und eine steigende Frustration bei den eingesetzten Mitarbeitenden.
Oliver Huth, Landesvorsitzender BDK NRW äußert sich dazu besorgt:
Bei der Kripo arbeiten engagierte Kolleginnen und Kollegen, denen der Zustand der Kripo nicht egal ist
Der BDK fordert ein sofortiges Gegensteuern:
- Qualifizierte kriminalpraktische Expertise muss wieder Grundlage der Aus- und Fortbildung werden.
- Attraktivität, Image und Qualität kriminalpolizeilicher Arbeit müssen durch bessere Betreuung, praxisorientierte Ausbildung und eine strukturierte Nachwuchsförderung gesichert werden.
- Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss zur strategischen Führungsaufgabe gemacht werden.
In der Vergangenheit hat der BDK NRW viel für eine starke Kripo erreicht.
Wir nehmen die in der Studie deutlich werdenden Probleme aber sehr ernst. Der BDK wird die Studie vollständig auswerten, fachlich bewerten und in den politischen Diskurs auf Landesebene einbringen. Unsere Mitglieder dürfen erwarten, dass wir uns mit Nachdruck für tragfähige Lösungen einsetzen – für eine starke, zukunftsfähige Kriminalpolizei.