Und täglich grüßt das Murmeltier – VSKen statt Präsenz

09.11.2020

Es ist wieder so weit. Die Neuauflage des ersten Halbjahres, nicht nur in Sachen Gewerkschaftsarbeit.
Und täglich grüßt das Murmeltier – VSKen statt Präsenz

Neben dem ersten Teil des Titels kommt mir noch der Song „Einfach sein“ von den Fantastischen Vier in den Sinn, der Refrain lautet: „Es könnt' alles so einfach sein, isses aber nicht“ und ich glaube, das trifft es gerade ganz gut. Also, schon wieder, besser immer noch.

Corona war nie weg (wie Nikki, vgl. Track 05 auf Fornika für die Insider) und wir haben alle – na ja nicht alle, ein Teil ist und bleibt unbelehrbar und ignorant – damit gerechnet, dass die Politik irgendwann im zweiten Halbjahr neue Maßnahmen ergreift, um die Infektionszahlen zu drücken. Nachvollziehbar und richtig. Dabei ist ersichtlich, dass die Entscheidungsträger Erfahrungen gemacht haben, die jetzt einfließen. Ich denke wir haben alle in Sachen Corona zwischenzeitlich dazu gelernt.

Leider müssen wir aber auch feststellen, dass innerhalb der Polizei die polizeitaktisch bekannte sog. Friedenszeit zwischen den erhöhten Fallzahlen nur in Teilen mit Nachdruck genutzt wurde, um sich vorzubereiten, um unsere Organisation vorzubereiten – aber ich möchte nicht aberkennen, dass es auch hier Lerneffekte gab. Der Tanker Polizei ist allerdings ein träges Schiff in hoher See und die Wellen schlagen schon in normalen Zeiten hoch. Mit Blick auf beispielsweise jüngst Leipzig habe ich den Eindruck, dass die Polizei immer nur Schwarze-Peter-Karten auf die Hand bekommt. Wir sind nicht nur Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen, sondern bekommen gerade ab, was andere im Kern zu verantworten haben. Das ärgert mich gerade sogar noch mehr als sonst.

Das in diesem Kurzkommentar weiter auszuführen, würde allerdings den Rahmen sprengen.

Vielmehr möchte ich jetzt noch die Gelegenheit nutzen, der geneigten Leserin, darüber zu berichten, was jüngst im Landesverband Baden-Württemberg geschah. Natürlich gilt das auch für den geneigten Leser.

In aktuell zwei Etappen ist es uns in der neu-alten Corona-Zeit einigermaßen gelungen, die Bereiche des geschäftsführenden Landesvorstands, die Beisitzerinnen und Beisitzer, den Landesvorstand – also kurz zusammengenommen alle Funktionäre wieder auf einen Sachstand zu bringen, in Sachen Gewerkschaftsarbeit 2020 – das Jahr in dem alles etwas anders ist.

Wir haben die unterschiedlichen Themen des Jahres besprochen, mit Bedauern feststellen müssen, dass das Thema Veranstaltungen – wie das Seminar „Vorbereitung auf den Ruhestand“ – einfach auf Eis gelegt werden muss. Man kommt aus dem Ärgern gar nicht heraus. Die gute Nachricht ist, dass man als Berufsvertretung der Kripo trotzdem aktiv bleiben kann, denn wir sitzen in Sachen Informationsaustausch und Gesprächen ja alle in einem Boot. Das zeigt unsere VSK mit Saskia Esken vor ein paar Wochen (deren Aussage mich auch immer noch ärgert). Also, keine Sorge, die Regeln sind gerade anders, aber wir machen mit Nachdruck weiter, haben ganz aktuell auf eine kurzfristige Änderung im Landesbesoldungsgesetz BW reagiert, Stichwort: Vertreterzulage, Näheres dazu in der neuen Ausgabe unserer Fachzeitschrift Der Kriminalist.

Da dies eine ungewöhnliche Zeit ist, gibt es auch einen ungewöhnlichen Bericht oder präziser einen Kommentar von mir, Kopfschütteln ist also eine Option beim Lesen.

VSKen sind anstrengender, es fehlen Feedbacks, die bei Präsenzsitzungen stattfinden, verbal, nonverbal, Gestik, Mimik etc. – weiter auch Pausengespräche, Fragen zwischendurch, menschliche Regungen. Und jemandem die Hand zu schütteln, in die Augen zu sehen ohne Maske, sich anzulächeln oder mit einem skeptischen Blick zu würdigen, das fehlt mir ebenfalls.

Heute, am Abend des 9. Novembers, bereite ich mich vor, auf meine erste Bundesvorstands-Hybrid-Sitzung. Der Bundesvorstand tagt und ich werde für Baden-Württemberg per VSK teilnehmen und nicht vor Ort sein. Spannend. Aber ehrlich gesagt, so richtig gebraucht hätte ich das jetzt auch nicht. Ich frage mich zudem gerade, ob man ein Glas Wein auch an der virtuellen Hotelbar trinken kann und wo der Austausch jenseits der Tagesordnung bleibt, der so unglaublich wichtig ist…

(Im Bild sehen Sie – den wirren Zeiten angepasst – eine verfremdete Übersicht der letzten Videokonferenz des Landesvorstands, die ein oder andere Funktionärin oder den ein oder anderen Funktionär kann man sogar erkennen...)

 

Bleiben Sie alle gesund! Und – lassen Sie sich nicht (zu viel) ärgern.

Steffen Mayer – Landesvorsitzender