Vabanquespiel

18.04.2020

Am Montag, 20.04.2020, treten die durch die Politik veranlassten Lockerungen der Corona-Auflagen in Kraft. Die Medien haben über die nunmehr wieder begrenzten Möglichkeiten zum Einkauf, über den dringenden Lebensbedarf hinaus, ausführlich berichtet.
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Bei all diesen, wie wir hoffen gut durchdachten und mit den Medizinern ausführlich diskutierten Lockerungsmaßnahmen darf eines nicht vergessen werden. Die Pandemie ist noch lange nicht beendet. Der derzeitige Rückgang der Ansteckungen ist den durch die Politik verhängten Einschränkungen, Auflagen und auch der Disziplin der meisten Bürgerinnen und Bürger unseres Landes zu verdanken. Trotzdem sind unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Überwachung der Einhaltung der Auflagen und bei der Überprüfung von Meldungen über Auflagenverstöße an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gekommen.

Nach Lockerung der Auflagen werden weitere Aufgaben auf die Polizei hinzukommen, auch solche mit einem hohen Personaleinsatz. Niemand, der etwas vom Sicherheitsgeschäft versteht, wird ernsthaft bestreiten, dass es tatsächlich möglich sein wird, die strengen Auflagen z. B. im Rahmen von versammlungsrechtlichen Aktionen, wie Mindestabstände zwischen den einzelnen Versammlungsteilnehmern und zu Unbeteiligten, möglichst lückenlos zu überwachen und auch durchzusetzen. Das Gleiche gilt letztendlich auch für die Bewegungsabläufe in den Fußgängerzonen und den Geschäften.

Das bedeutet unter dem Strich noch mehr Überprüfungen, Kontrollen und konsequentes Einschreiten gegen Uneinsichtige. Das bedeutet aber auch, dass damit die Ansteckungsgefahr auch für die Einsatzkräfte zwangsläufig wieder ansteigen wird. Ein weiterer Anstieg der Infiziertenzahlen innerhalb der Polizei bedeutet dann aber auch eine weitere Ausdünnung der Personaldecke, zumindest für einen gewissen Zeitraum.

Die bislang klugen Entscheidungen des IM, des LPP und der Behördenleiter zum bestmöglichen Schutz der Kolleginnen und Kollegen vor einer Ansteckung und deren Folgen könnten dann so nicht mehr haltbar sein. Denn das ist auch die Auffassung von namhaften Wissenschaftlern. Sollte es zu einem Rückfall, also wieder zu einem Anstieg der Infektionen kommen, werden die Auswirkungen vermutlich schlimmer sein, als zum derzeitigen Zeitpunkt.

Natürlich sind auch die Forderungen der Wirtschafts- und anderer Verbände und der Kirchen verständlich, möglichst schnell wieder zu einem halbwegs normalen Arbeitsbetrieb zurück zu kommen, da hier die Einzelnen mit zum Teil immens hohen finanziellen Ausfällen rechnen müssen oder diese schon eingetreten sind. Aber noch einmal. Wir befinden uns nach wie vor mitten in einer Pandemie mit nach wie vor steigenden Infektions- und Todesfällen. Und jede Lockerung der Verbeugungsmaßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie ist ein wenig so etwas wie ein „Ritt auf der Rasierklinge“. Es kann gelingen oder es kommt zu einer noch größeren Katastrophe.

Es bleibt zu hoffen, dass die allermeisten Bürgerinnen und Bürger, trotz der Lockerungen, sich auch in Zukunft an die weiter geltenden Auflagen halten und sich die Regierenden immer wieder vor Augen führen, dass es ein schmaler Grat ist, der da gerade betreten wird. Und nüchtern betrachtet ist die moderate Einschränkung der persönlichen Freiheit für einen weiteren begrenzten Zeitraum allemal besser als noch mehr belegte Intensivbetten in den Krankenhäusern durch Corona-Infizierte. Und wer das nicht so sehen will wie der eine oder andere Politiker, dem sei ein Gespräch mit entsprechenden behandelnden Ärzten oder Pflegekräften empfohlen. Es geht nach wie vor nicht darum, sich politisch zu profilieren, sondern eine Pandemie zu überstehen und das mit möglichst wenig Todesfällen.

Wir wünschen allen Kolleginnen und Kollegen weiterhin viel Gesundheit und passt auf Euch auf.


Matthias Karsch
Landesvorsitzender

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