Der verschwundene Herr Hoffmann
15.11.2025
Carola Hartmann Miles Verlag, Berlin 2025
ISBN 978-3967760972
Brosch., 400 S.
22,80 €
„Der verschwundene Herr Hoffmann“ von Stefan Linder ist ein ganz besonderes Buch. Nicht die spektakulären Großfälle stehen im Vordergrund, sondern die Alltagsarbeit eines Kripobeamten, gespickt mit persönlichen Erinnerungen an die Zeit als Feldjäger, Personenschützer des Generalinspekteurs der Bundeswehr und an die turbulenten Jahre des Kalten Krieges, der RAF, des Mauerfalls und der Wende.
Ab 1996 bei der Kripo in Rheinland-Pfalz, schildert Linder viele kleine, oft unscheinbare Fälle, die nichtsdestotrotz manchmal spannender sind als die großen Verbrechen – von der Unterscheidung zwischen Suizid und Tötungsdelikt bis zum titelgebenden „Herr Hoffmann“, einem tragischen Opfer zur falschen Zeit am falschen Ort.
Besonders eindrücklich schildert Lindner seine Einsätze bei der Flutkatastrophe an der Ahr und seine Ermittlungen nach einem Fund von vier unbekannten Wehrmachtssoldaten, über die er auch Fachbeiträge in DER KRIMINALIST publiziert hat (DK 9/22 und 10/23). Einen markanten Gegenpol zum Ermittleralltag bilden seine persönlichen Begegnungen mit dem Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude anlässlich der Schutzmaßnahmen bei der Reichstagsverhüllung 1995.
Linders Buch überzeugt durch authentische Einblicke in den Berufsalltag, die Liebe zur Kriminalistik und die Ehrlichkeit, dass man die Arbeit nicht einfach „ausziehen“ kann. Bei allem Ernst kommt
aber auch der Humor nicht zu kurz. Fazit: Eine uneingeschränkt empfehlenswerte Lektüre für erfahrene Ermittler ebenso wie für Berufsanfänger – und für alle, die wissen wollen, wie spannend und fordernd der Alltag „inside Kripo“ wirklich ist.