Homeoffice: Anspruch und Wirklichkeit

28.01.2021

Bereits in der ersten Covid-19-Welle boten viele Firmen ihren Beschäftigten die Möglichkeit des Homeoffice an. Die Angebote sind teilweise durchgängig genutzt worden. Diese Möglichkeit wird bei der Polizei Niedersachsen jedoch nur in geringem Maße umgesetzt. Hier eignen sich insbesondere Stabs- und Ermittlungsbereiche für Homeoffice.
Homeoffice: Anspruch und Wirklichkeit

Hannover, den 28.01.2021

 

Die Realität sieht so aus, dass viele Kolleginnen und Kollegen in Doppelbüros untergebracht sind, bei denen aufgrund der Raumgröße der Mindestabstand regelmäßig unterschritten wird. Hinzu kommen Probleme mit der Kinderbetreuung, weil Schulen oder Kitas keine oder nur unregelmäßige Betreuung anbieten.


Wie sich zeigt, tun sich beim Homeoffice Grenzen auf:

- Die Anzahl der Laptops ist zu gering (5730 zu 13370 PC). Laut MI wurden im Zusammenhang mit Corona zusätzlich 400 Laptops und VPN-Karten angeschafft. Das sind viel zu wenig!

- Die Infrastruktur / das Netzwerk ist unzureichend. Es stößt schon jetzt an seine Leistungsgrenze und ist nicht unbegrenzt erweiterbar.

- Die Leitungskapazitäten sind auf vielen Dienststellen für die erforderlichen Rufumleitungen auf private Telefonanschlüsse nicht ausgelegt. Es sollen daher nur Beschäftigte in Schlüsselpositionen Rufumleitungen von dienstlichen Apparaten auf private Telefonanschlüsse vornehmen. Die anderen sollen ihre Telefonate auf dienstliche Apparate der im Dienst befindlichen Kolleginnen und Kollegen umleiten: So ist ein vernünftiges Arbeiten allerdings nicht möglich!

- Die extrem lange Bereitstellungs- und Aktivierungszeit durch den Dienstleister IT Niedersachsen von mehreren Wochen ist unzumutbar.


Sicher, die erste Corona-Welle hat uns, wie viele, kalt erwischt. Inzwischen sind aber viele Monate vergangen, in den man die digitale Infrastruktur hätte nachbessern können. Die zweite Lockdown-Phase war schon im Sommer/Herbst absehbar. „WIR leben vor der Lage“, wie in der Strategie 2027 so löblich betont, sieht anders aus.

Immerhin versucht das MI aktuell, die Anzahl der Arbeitsplätze, die sich für Homeoffice eignen, zu erheben. Gleichzeitig fordert es aber auch, die Arbeitszeit flexibel zu gestalten, um Kontakten aus dem Weg zu gehen und die technische Infrastruktur zu entlasten.

Dieser Lösung kann man höchstens kurzfristig folgen - unfreiwillige Verlegung der regulären Arbeitszeit auf vor 06:00 Uhr, nach 20:00 Uhr oder in die Wochenenden ist nicht zumutbar.

Die Bundesregierung fordert, den Ausbau von Homeoffice-Arbeitsplätzen zu forcieren. Das darf nicht nur für die private Wirtschaft gelten!

Die Polizei Niedersachsen behauptet von sich immer, modern und fortschrittlich zu sein. Dazu gehört aber auch, die Arbeitswelt entsprechend und zukunftsweisend umzugestalten. Wir hoffen, dass es nicht bei der Erhebung des MI bleibt, und erwarten eine schnelle Umsetzung.

…und Corona ist noch lange nicht vorbei!

 
Der Landesvorstand

 

 

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