BDK fordert Ausbau der Homeoffice- Möglichkeiten bei der Kripo

18.01.2021

Bei der Möglichkeit der Arbeit im Homeoffice sind sicherlich verschiedene Rahmenbedingungen zu betrachten. Hardwarevoraussetzungen sind bei der Polizei in Sachsen-Anhalt grundsätzlich vorhanden. Ein weiterer Ausbau dieser Voraussetzungen ist aber notwendig und verlangt Planungswillen. Dazu später noch einmal mehr. Nach unseren Informationen besteht aktuell bei der Finanzierungsmöglichkeit viel Luft nach oben.
BDK fordert Ausbau der Homeoffice- Möglichkeiten bei der Kripo
Homeoffice ermöglichen!

Natürlich verlangen die notwendigen Maßnahmen im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung eine Vielzahl von Tätigkeiten, welche nicht im Homeoffice zu realisieren sind. Tatorte, gegenständliche Ermittlungen, Vernehmungen etc. verlangen selbstverständlich gegenständliche Präsenz am jeweiligen Ort. Demzufolge ist, ausgehend von den sehr verschiedenen kriminalpolizeilichen Tätigkeitsbereichen, auch deutlich zu differenzieren im Hinblick auf Arbeitsanteile im Homeoffice. Aber selbst bei stark operativ geprägten Bereichen wird ein nicht geringer Anteil der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit durch administratives Arbeiten am PC beansprucht. Eine effektive und sachgerechte Arbeitsplanung in der Dienststelle und auch beim Einzelnen vorausgesetzt, verbleiben aus unserer Sicht nicht mehr viele sachliche Argumente gegen eine Ausweitung des Homeoffice. Losgelöst von der Corona- Lage gilt das auch in normalen Zeiten. Work- Life- Balance ist nicht nur ein Schlagwort, sondern sollte in der heutigen Zeit auch mit Leben erfüllt werden. Homeoffice kann und muss da ein Baustein sein.

Aber zurück zur aktuellen Situation. Seit fast einem Jahr beeinträchtigt die Corona- Situation die Beschäftigten in der Polizei dienstlich und privat. Politische Forderungen richten sich zentral immer wieder auf zwei Punkte, die Einschränkung von Kontakten und die Ausweitung des Homeoffice. Mit einem Schritt in Richtung mehr Homeoffice wäre somit auch der Umsetzung beider Faktoren Rechnung getragen. In Anbetracht der Infektionsgefahren der Beschäftigten untereinander und extern kommt dem Gesundheitsschutz höchste Priorität zu.

Warum aber gestaltet sich die Ausweitung von Möglichkeiten des Homeoffice bei der Polizei in Sachsen- Anhalt so schwierig? An den materiell- technischen Voraussetzungen dürfte es meist nicht liegen. Während im Bereich der freien Wirtschaft flexible Lösungen bei der Arbeitsgestaltung ständig ausgebaut werden, scheint dieser Prozess vor Amtsstuben Halt zu machen. Michael Labetzke von der Bundespolizei hat es mit seiner Aussage: „Die Präsenzkultur in vielen deutschen Amtsstuben ist ein Relikt aus dem vorherigen Jahrhundert", in der ZEIT ONLINE wohl auf den Punkt gebracht. Wir sehen das Problem noch deutlicher. Bei nicht wenigen Führungskräften in der Polizei scheint es ein ausgeprägtes Misstrauen gegenüber den Beschäftigten im Hinblick auf die Ausgestaltung von Dienstzeiten zu geben. Mit dieser Meinung stehen wir nicht allein, wenn wir auf eine aktuelle Studie des DGB schauen: „Home Office-Studie: Mehrheit der Vorgesetzten nicht vorbereitet. Die Mehrheit der Befragten (58,8 Prozent) hat vor der Pandemie noch keine Erfahrung mit der Arbeit im Homeoffice gemacht haben. Es scheiterte nicht nur an den fehlenden technischen Voraussetzungen, sondern auch daran, dass viele Vorgesetzte Homeoffice ablehnten. Über 80 Prozent der Befragten gaben an, die Führungskräfte seien nicht darin geschult, die Beschäftigten im Homeoffice zu unterstützen. Auf die Frage, welche Gründe bislang gegen die Arbeit im Homeoffice gesprochen haben, gab ein Großteil der Umfrageteilnehmer an, dass ihre Führungskräfte wenig Initiative zeigten, Beschäftigten die Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen. Es gebe zum Beispiel Vorbehalte, dass Beschäftigte zu Hause zu wenig arbeiten würden.“

 

Dieser Umstand war vor einigen Jahren auch bei den Diskussionen zu Regelungen im Zeiterfassungssystem ZEUS festzustellen. Natürlich gibt es immer einige schwarze Schafe. Aber nicht umsonst wird immer die hohe Motivation der Mehrheit der Beschäftigten hervorgehoben. Letzteres sehen wir als BDK auch so und sollten es als Auftakt für einen neuen und zeitgemäßen Schritt in eine positiven Umgangskultur in der Polizei nehmen.

Es ist also an der Zeit, sich von althergebrachten Sichtweisen zu trennen und Denkblockaden zu überwinden. Nicht darüber zu diskutieren, wo die Probleme liegen könnten, sondern mögliche Probleme lösen. Und das im Sinne der Kriminalitätsbekämpfung und der Beschäftigten. Homeoffice als Baustein ist also aus verschiedenen Blickwinkeln immer der richtige Weg in die Zukunft.